Madrid – Timo Werner trottete im Starkregen von Madrid ernüchtert vom Platz. Das Pech, das scheinbar fest an ihm klebt, ließ sich nicht wegwaschen. Ganz weit hätte das Sorgenkind des FC Chelsea das Tor zum Champions-League-Endspiel öffnen können. Doch auch weil Werner früh eine Riesenchance vergab, kamen die Blues im Halbfinal-Hinspiel bei Real Madrid „nur“ zu einem 1:1. Kein schlechtes Ergebnis. Aber eben auch gefährlich.
Wieder einmal musste Coach Thomas Tuchel Werner öffentlich verteidigen. „Heute waren wir in dem Moment traurig und sauer, er ist sauer und vielleicht enttäuscht“, sagte Tuchel nach der Partie: „Mittwoch hat er einen freien Tag und am Tag danach muss er das Kinn wieder hochnehmen.“ Werner hatte in der 10. Minute Real-Torhüter Thibaut Courtois aus fünf Metern freistehend angeschossen.
Mit Interesse wird beobachtet werden, ob Werner auch beim Rückspiel am kommenden Mittwoch von Beginn an aufläuft. Die Ausgangslage ist für Chelsea zwar nicht übel, aber eben durchaus heikel. Bis zum Finale am 29. Mai in Istanbul wird es noch ein harter Weg. „Nichts ist sicher. Selbst wenn wir hier gewonnen hätten, wäre alles möglich“, so Tuchel. Auch Nationalverteidiger Antonio Rüdiger gab sich zurückhaltend. „Wir haben noch 90 Minuten vor uns, vielleicht auch länger“, sagte er: „Unser Schicksal liegt in unserer Hand – und das ist gut.“ Klar ist, dass Chelsea dort mehr Präzision in seinen Offensivaktionen braucht.
Nicht nur Werner verpasste im ersten Durchgang, den überlegene FC Chelsea klarer in Front zu bringen. Das wichtige Auswärtstor des Ex-Dortmunders Christian Pulisic (14.) wurde zügig von Karim Benzema (29.) egalisiert.
Werner stach zunächst durch seinen sträflichen Fehlschuss heraus, aber auch danach gelang ihm nicht viel. Nach 66 Minuten musste er für Landsmann Kai Havertz raus. Die Geduld verliert Tuchel mit seinem Stürmer nicht. „Als Stürmer ist es leicht: Du triffst im nächsten Spiel und niemand spricht mehr darüber“, sagte er.
Sich darauf zu verlassen, dass dieses Szenario eintritt, wäre wagemutig. Schon am Samstag in der Liga bei West Ham United hatten sich die zwei Gesichter des Timo Werner gezeigt. Er schoss nach langer Durststrecke das 1:0-Siegtor, setzte aber auch einen Hochkaräter daneben. Das Internet ist nach einer zwischenzeitlich 1000 Minuten langen Torflaute voll von seinen Fehlschüssen.
Und das, obwohl er seit seinem 53-Millionen-Euro-Wechsel von RB Leipzig im Sommer mit elf Toren und zwölf Vorlagen Chelseas Topscorer ist. Bei vielen Fans und Experten hat sich Misstrauen ihm gegenüber eingestellt. So wie bei Englands früherem Nationalspieler Steve McManaman, der nach dem Spiel bei BT Sport sagte: „Man hat das Gefühl, dass er nicht genug Tore schießen wird.“ sid