München – Die neue Zeitrechnung beim FC Bayern hat längst begonnen. Vorbei sind die Jahrzehnte, in denen Uli Hoeneß (69) und Karl-Heinz Rummenigge (65) an der Säbener Straße das Sagen hatten. Bei der Verpflichtung von Wunschtrainer Julian Nagelsmann arbeiteten der designierte Vorstandschef Oliver Kahn (51) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (44) Hand in Hand.
„Das ist der geplante und abgesprochene Verlauf der Dinge. Bei Entscheidungen, die über 2021 hinausgehen, stehe ich bereits in der Verantwortung. Die Themen werden insgesamt Stück für Stück an mich übergeben“, sagt Kahn in der „Sport Bild“ und ergänzt: „Das Thema neuer Trainer lag bereits bei mir und Hasan, Karl-Heinz ist natürlich immer involviert als erfahrener und wichtiger Ratgeber.“
Gemeinsam mit Salihamidzic, Präsident Herbert Hainer und Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen muss der einstige Weltklasse-Keeper zunächst mit den Auswirkungen der Corona-Krise klarkommen. Die finanzielle Situation sei heute eine ganz andere als zu Beginn des Jahres 2020, als Kahn in den Vorstand rückte. „In den kommenden Jahren wird es darauf ankommen, sehr klug auf dem Transfermarkt zu agieren“, erklärt der Torwart-Titan. „Es wird sehr stark darum gehen, Gelegenheiten schnell zu nutzen. Das wird eine Herkulesaufgabe werden.“
Nach den Verpflichtungen von Innenverteidiger Dayot Upamecano (für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig) und Linksverteidiger Omar Richards (ablösefrei vom FC Reading) sollen noch ein Abwehrmann und ein Mittelfeldakteur kommen. Ausschließen wollte Kahn einen Transfers in gehobener Größenordnung nicht. Er sagte nur: „Unser Spielraum ist jedenfalls kleiner geworden.“ Dazu passt: Laut „L’Equipe“ haben die Münchner im Poker um Eduardo Camavinga (18, Stade Rennes) eine Schmerzgrenze von 25 Millionen Euro. Am Mittelfeld-Juwel sind neben dem FC Bayern auch Real Madrid und Paris Saint-Germain interessiert.
BVB-Superstar Erling Haaland wird im Sommer hingegen sicher nicht nach München wechseln. „Sorry, wer davon spricht, hat die Situation noch immer nicht begriffen“, meinte Kahn. „Ein Paket, das wie man hört mehr als 100 Millionen Euro kostet, ist aktuell für den FC Bayern nicht denkbar.“ Vielmehr sollen an der Säbener Straße die eigenen Nachwuchskräfte an Bedeutung gewinnen. Der Weg vom Campus bis ins Profiteam erfordere, so Kahn, „eine optimale Verzahnung unseres Campus mit dem Profibereich“. Dabei komme dem Trainer „eine große Bedeutung zu“.
Gleichwohl will der FC Bayern auch unter Kahns Führung dafür sorgen, dass die Topstars an Bord bleiben. Mit Leon Goretzka steuert der Klub auf eine Vertragsverlängerung zu, bei Niklas Süle hingegen ziehen sich die Gespräche. Um einen erneuten Fall David Alaba – verlässt die Münchner im Sommer ablösefrei – zu verhindern, denkt der baldige Vorstandschef über eine Frist für Süle nach. Eine klare Haltung vermittelt der Titan auch bei zwei weiteren Personalien: Ersatzkeeper Alexander Nübel soll in der kommenden Saison – Stand jetzt – nicht verliehen werden. Und mit Co-Trainer Miroslav Klose seien deshalb keine Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt worden, weil ein neuer Trainer gerne seine Assistenten mitbringe. „Deswegen konnten wir Miro keine Versprechungen machen“, sagt Kahn.