Neuorientierung beim DFB

Prominenz ist nicht so wichtig

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Die charmanteste Vorstellung wäre: Rudi Völler macht’s. Noch einmal, wie schon 2000, rettet er Fußball-Deutschland. Nur nicht als Teamchef, sondern als DFB-Präsident. Schöne Vorstellung: Wie beim Bundestag des Verbandes sich alle erheben und das euphorische „Ruuudiii“, dieser vertraute Stadionruf, nun durch den Saal „Harmonie“ im Frankfurter Congresszentrum dröhnt, wo solche Veranstaltungen meist stattfinden. Nach seiner Wahl und in seiner folgenden Amtszeit umarmt Sympathieträger Rudi Völler alle weg.

Es werden derzeit viele große Namen genannt, wenn man Überlegungen bezüglich eines Nachfolgers von Fritz Keller anstellt. Die Versuchung dieser Gedankenspiele liegt darin, dass man den Glanz, für den eine Figur in einem früheren Leben stand, überträgt auf eine andere Rolle. Und in ein anderes Umfeld. Zu ihrem Glück entwickeln Personen, die dafür ins Gespräch gebracht werden, oft ein gutes Gespür dafür, was jenseits ihrer Grenzen liegt. Sie sagen dann ab.

Wie gut jemand über den DFB präsidiert, ist keine Frage der Prominenz. Es hängt vielmehr davon ab, was der Verband an Führung zulässt. Es ist im vordergründig sehr erfolgreichen DFB in den vergangenen 20 Jahren einiges schiefgelaufen, viele haben sich die systemischen Schwächen zunutze gemacht, keiner will von seinem Einfluss abgeben. Zwar ist es bemerkenswert, dass wesentliche Teile der Führung nun erklärt haben, den Weg für einen Neubeginn frei zu machen. Doch zugleich ernüchternd muss wirken, dass der Übergang von zwei Leuten – dem höchst umstrittenen Rainer Koch und von Peter Peters, mitverantwortlich für den Niedergang des FC Schalke 04 – gestaltet werden soll. Sie und auch andere werden ihre Erbhöfe verlassen müssen, sonst wird das wieder nichts. Mit der Ankündigung von Veränderung ist der DFB noch nicht gerettet.

Richtige Veränderung heißt: mehr Diversität, mehr weibliche Führungskraft, wo die männliche zuletzt immer nur versagt hat. Weniger Einfluss der Landesfürsten, die sich hochgedient haben, mehr Achtung für die Befindlichkeit der Basis, die sich auch durch ihre nominellen Vertreter nicht repräsentiert fühlte. In einer fairen Verwaltung und einem guten Präsidium, das Sacharbeit leistet, ist die Person des Präsidenten gar nicht so entscheidend. Einen „Ruuudiii“ bräuchte es nicht.

Guenter.Klein@ovb.net

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