„Wir können jedem Gegner wehtun“

von Redaktion

Matthias Ginter erklärt, was bei der WM 2014 gut funktionierte und 2018 schieflief

Seefeld – Beim Titelgewinn 2014 zählte Matthias Ginter als jüngster Spieler zum deutschen WM-Kader. Auch bei seiner zweiten Weltmeisterschaft 2018 kam der mittlerweile 38-malige Nationalspieler nicht zum Einsatz. Dafür ist der 27-Jährige Olympia-Zweiter und Confed-Cup-Sieger. So einer weiß, wovon er spricht. Unser Interview.

Herr Ginter, Sie waren sowohl bei der aus deutscher Sicht geglückten WM 2014 als auch bei der missratenen WM 2018 dabei. Welche Erfahrungen aus beiden Turnieren können hilfreich sein für die EM?

2018 war der Turniergeist nicht so vorhanden, 2014 war er überragend. Unser Ziel ist es, wieder eine verschworene Gemeinschaft zu werden.

Konnten Sie 2014 und 2018 während der Vorbereitung schon spüren, wie es sein wird?

Hinterher kann man natürlich leicht sagen, man hätte es schon vorher gespürt. Der Klebstoff, der eine Mannschaft zusammenhält, entsteht ja erst so richtig, wenn man erfolgreich ist. Das hat 2018 mit der Auftaktniederlage gegen Mexiko nicht geklappt. 2014 haben wir gleich 4:0 gegen Portugal gewonnen. Grundsätzlich entwickelt man schon ein Gespür.

Und was sagt Ihnen Ihr Gespür diesmal?

Es ist sehr positiv. Wir haben top Charaktere dabei und wir haben einen unglaublichen Ehrgeiz in der Mannschaft. Wenn das eine Rädchen in das andere passt, ist wahnsinnig viel möglich. Ich bin relativ optimistisch.

Mats Hummels und Thomas Müller sind zurückgekehrt. Was halten Sie davon?

Die beiden haben eine sehr gute Saison gespielt. Deshalb ist es total verdient, dass sie dabei sind. Natürlich ergibt es auch Sinn, dass beide spielen – ohne Ihnen da einen Freifahrtschein ausstellen zu wollen.

Der Bundestrainer fordert Frustrationstoleranz der Ersatzspieler ein. Er will kein Meckern und Murren.

Jeder will sein Ego befriedigen, aber in erster Linie geht es um die Mannschaft. Man sollte ehrgeizig bleiben, aber auch in der Lage sein, sich hinten anzustellen.

Wo liegen die Stärken der Mannschaft – und die Schwächen?

Defensiv müssen wir kompakt sein und stabiler werden. Offensiv geht es um eine bessere Chancenverwertung. Zudem sind unsere Standards ausbaufähig – offensiv wie defensiv. Unsere Stärke ist sicher das Positionsspiel. Wir können jedem Gegner wehtun, wenn wir gegen alle Widerstände ankämpfen. Das haben wir im Blut.

Interview: Jan Christian Müller

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