Herzstück auf Probe

von Redaktion

Auftakt wohl mit Kroos/Gündogan – Goretzka fehlt gegen Frankreich

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

Herzogenaurach – Oliver Bierhoff hatte gestern Mittag eine gute und eine schlechte Nachricht im Team-Quartier in Herzogenaurach zu verkünden. Gut: Mittelfeldspieler Leon Goretzka (26) wird nach seinem überstandenen Muskelfaserriss ab sofort wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Schlecht: Ein Einsatz im ersten EM-Gruppenspiel gegen Weltmeister Frankreich kommt noch zu früh. Oder wie es Bierhoff in seiner Funktion als Leiter Nationalmannschaft und Akademie formulierte: „Leon ist so weit, dass er mit der Mannschaft trainieren kann. Wir werden drauf achten, die Belastung zu dosieren, das wird eng von den Medizinern begleitet. Fürs erste Spiel wird es nicht reichen.“

Und weil für das Frankreich-Spiel nicht nur Goretzka ausfällt, sondern auch Joshua Kimmich (26) von Bundestrainer Joachim Löw auf die Position des rechten Flügelläufers im 3-4-3-System quasi zwangsversetzt wird, leiden Jogi und sein Mittelfeld-Zentrum in gewisser Weise an Herzrhythmusstörungen.

Immerhin war ursprünglich geplant, dass das Münchner Erfolgs-Mittelfeld-Duo Kimmich/Goretzka auch bei der EM für den nötigen Titel-Antrieb sorgen soll – so wie sie es bereits vergangenes Jahr für den FC Bayern bei dessen Champions-League-Sieg getan haben.

Nun werden mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die erfahrenen Toni Kroos (31) und Ilkay Gündogan (30) am Dienstagabend die Doppel-sechs gegen die Franzosen bilden. Die Turnier-Besetzung der Mittelfeldzentrale kommentierte Gündogan gestern gewohnt diplomatisch: „Ich fühle mich mit Toni genauso wohl, wie ich mich mit Jo oder Leon fühlen würde. Ich glaube, dass jeder der Jungs mit Qualität spielt. Wir müssen uns bewusst sein, in welcher Rolle wir sind und welche wir einnehmen müssen.“

Während Kroos vom Bundestrainer bereits eine Art Einsatz-Garantie für das Turnier erhalten hat („Er ist für mich derzeit einfach ein unverzichtbarer Spieler“), scheint der Stammplatz von Gündogan angesichts der großen Konkurrenz im Mittelfeld nicht in Stein gemeißelt. Neben dem Bayern-Duo Kimmich/Goretzka konnte auch der Gladbacher Florian Neuhaus (siehe auch Interview unten) mit guten Leistungen Werbung für sich machen (24). Und sollte es für ein Spiel mal einen emotional-aggressiven Antreiber brauchen, steht Dortmunds Emre Can (27) parat.

„Ich habe in den letzten zwei Jahren alle Positionen im Mittelfeld gespielt. Ich weiß, dass jede Position unterschiedliche Aufgaben mit sich bringt. Es hängt dann auch vom Trainer ab, was er verlangt“, beschreibt Gündogan seine Rolle im EM-Aufgebot des Bundestrainers. Zwar erzielte der Spieler von Manchester City wettbewerbsübergreifend 17 Saisontore, doch den unbedingten Siegeswillen strahlt der England-Legionär bei großen Spielen nur bedingt aus, wie im Champions-League-Finale zu sehen war. Kein Wunder, dass man intern beim DFB hofft, dass Goretzka spätestens im zweiten Gruppenspiel wieder voll einsatzfähig ist.

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