Segel-Duo Lutz/Beucke: Freundschaft an Bord und an Land

von Redaktion

München – Susann Beucke (30) muss das Interview kurz unterbrechen. Trainer Ian Barker ruft an und berichtet, wie die Vorbereitung bis zum Wettkampf aussieht. Am Sonntag starten die Segelwettbewerbe, das Duo aus der gebürtigen Münchnerin Tina Lutz (30) und Susann Beucke startet in der Klasse 49er FX – die Boote sind für ein Crew-Gewicht bis 120 Kilogramm ausgelegt.

Der Start in Tokio ist das Ergebnis einer zehn Jahre langen Odyssee. 2011 segelten Lutz und Beucke den deutschen Startplatz für die Spiele in London heraus. Und scheiterten trotzdem, da sie dem arrivierten Duo Kadelbach/Belcher bei der 470er-WM unterlagen und somit der Olympia-Traum platzte.

2017, Lutz und Beucke waren gerade vor Kiel Europameister geworden, begann dann der nächste Anlauf auf Olympia. Die Seglerinnen kapselten sich von der Trainingsgemeinschaft des deutschen Verbands ab und engagierten den Briten Ian Barker – Silbermedaillengewinner von Sydney 2000 – als Coach. „Die Zusammenarbeit mit Ian hat uns auf ein neues Level gehoben. Er hat uns den nötigen Feinschliff verpasst, unser Selbstvertrauen noch mal gestärkt“, sagt Beucke unserer Zeitung. Die Nord-Süd-Kombination zwischen Lutz, die mittlerweile am Chiemsee wohnt, und der Kielerin Beucke setzte alles auf die Karte Olympia. „Die finanzielle Lage war zwischenzeitlich brenzlig“, sagt Beucke. Die beiden nahmen einen Kredit bei den Eltern auf: „Wir wussten nicht, ob der Weg aufgeht. Wir haben uns gedacht: No risk, no fun. Unseren Familien sind wir sehr dankbar, dass sie immer zu uns gehalten haben.“

Während der Qualifikation im letzten Jahr brach sich Beucke das Wadenbein. Lotta Wiemer, Beucke war ihre Trauzeugin, übernahm temporär den Posten als Vorschoterin. Das bewährte Duo überzeugte dann bei der finalen Qualifikation zur Kieler Woche und löste das Olympia-Ticket. Den Europameistertitel gab es zur Krönung noch obendrauf. Dass Lutz sich dann noch mit dem Coronavirus infizierte und das Training neun Tage ausfallen musste, passt zur beschwerlichen Reise der Sportlerinnen.

„Manchmal mussten wir schon lachen. Wir haben uns gefragt, wie viele Steine werden uns noch in den Weg gelegt? Wir haben aber immer an Tokio geglaubt“, sagt Beucke. Die beiden segeln schon seit der Jugend zusammen. „Die Freundschaft endet nicht auf dem Segelboot“, so Beucke. Man wisse, dass man sich immer aufeinander verlassen kann, dass im Team alles stabil bleibt. Das sei für den Kopf unheimlich wichtig.

An einem guten Tag sei auch in Tokio alles möglich, ist sich Beucke sicher. Warum man beim Segeln am Montag einschalten sollte? „Segeln ist ein Sport für das Auge, es entstehen unheimlich schöne Naturbilder.“ Und das Wichtigste fügt Beucke lachend hinzu: „Die Segler an sich sind auch immer sehr schön anzuschauen.“

NICO-MARIUS SCHMITZ

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