München – Kann des EHC München am Dienstag um 19.30 Uhr sein Spiel gegen die Bietigheim Steelers austragen?
Ja, kann er.
Das muss man so fragen, weil die vergangenen vier Termine aus dem Kalender gestrichen werden mussten: Heimspiele gegen Nürnberg, Mannheim, Berlin und eine Auswärtspartie in Bietigheim waren alle verlegt worden, weil der EHC nach 16 Infektionsfällen unter seinen Spielern (und mit zusätzlich einigen Verletzten) keine Mannschaft hätte aufbieten können. Zehn „Skater“ und ein Torwart sind die Mindestbesetzung – doch aus dem 29-Mann-Kader trainierten vergangene Woche nur sieben Cracks.
Die Lage hat sich etwas entspannt. Der Parkplatz unter den Stelzen des Münchner Eiskunstlaufzentrums, wo die Eishockeyspieler des EHC ihre Fahrzeuge abstellen, war wieder etwas voller. 16 Autos standen da mit dem Kennzeichen von Friedberg in Hessen, wo der Automobilpartner seinen Sitz hat. Und auf dem Eis fanden sich 14 Spieler ein, unter ihnen die beiden Torhüter. Elf Profis, der Rest Talente aus der Red-Bull-Akademie. Es war eine lockere Am-Tag-vor-dem-Spiel-Einheit mit Stammspielergesichtern (Hager, Abeltshauser, Boyle, Blum, Ehliz), am Ende wurde noch geübt, wie man Schüsse aufs gegnerische Tor abfälscht. Routine.
Es ist alles kompliziert mit den Rückkehrmodalitäten. Es gibt den „Entscheidungs-Algorithmus Return-to-Sport“ von DEL und Verwaltungsberufsgenossenschaft“ und das daraus abgeleitete „Step-by-Step Return-to-Play“. Demnach wäre erst 17 Tage nach dem positiven Covid-Test Teilnahme am normalen Mannschaftstraining möglich; zudem muss es eine Freigabe durch eine sportärztliche Untersuchung geben. Er ist aber lediglich eine „Empfehlung“, so die DEL. Sie hatte sie ausgesprochen, nachdem der Wolfsburger Spieler Janik Möser nach einer Corona-Infektion mit kaum spürbaren Symptomen an einer Herzmuskelentzündung erkrankte. Allerdings gab es damals noch keine Impfstoffe,
Am Ende entscheidet der Verein, wen er für einsatzfähig hält. Die Corona-Welle, die jetzt durch die Liga rauscht (Fälle auch in Düsseldorf und Iserlohn) trifft auf weitgehend geimpfte Spieler, die mit negativen PCR-Tests auch schneller wieder aus der Quarantäne kommen.
Mit mindestens 14 Mann kann sich der EHC München also den Bietigheim Steelers stellen. Doch wer steht an der Bande? Don Jackson wurde am Montag nicht auf dem Eis gesichtet. So wird auf alle Fälle Niklas Hede helfen. Der 52-jährige Schwede ist eine Art Vereinsidol, er spielte in den Zweitligajahren (2008 bis 10) für den EHC; seit 2017 arbeitet er in der Red-Bull-Organisation, zuerst in Salzburg, seit vergangenen Jahr in München als „Director of Player Development“.
Gegner Bietigheim ist im Spielrhythmus und hält sich mit bislang Platz zwölf achtbar. Die Steelers setzten schon ein Highlight wie einen Sieg in Köln, auf der anderen Seite erlebten sie kürzlich ein 3:10 zu Hause gegen Bremerhaven. Trainer des fünfmaligen Meisters der DEL2, der nun endlich aufsteigen durfte, ist Daniel Naud, der früher ein herausragender Verteidiger (Landshut, Augsburg) war. Bietigheim vertraut auf sein Personal aus der zweiten Liga – ergänzt um Routiniers wie den Ex-Straubinger Mitchell Heard, eine Reizfigur der DEL.
Der EHC München geht mit dem Spiel gegen Bietigheim einen ersten Schritt aus seiner Corona-Misere. Auch wenn sich infizierte Spieler freigetestet zurückmelden – die besonderen Umstände sind gegenwärtig. Am Montag fuhr ein Desinfektions-Spezialist vor der Olympia-Eishalle vor, es wurden Kartons mit Reinigungsmitteln in die Kabine getragen.
Auf der Seite des Transporters stand: „Tatortreinigung Bayern.“