Balleroberer, Anspielstation und nun auch Torschütze

Dayot Umpamecano wird für den FC Bayern immer wertvoller – und straft seine Kritiker
München – Immer schön drauf! So lautete hierzulande das Motto vieler Experten, wenn von der Abwehr des FC Bayern die Rede war. Insbesondere Dayot Upamecano hat des öfteren sein Fett wegbekommen, seit er im Sommer den Schritt von RB Leipzig zum Rekordmeister gewagt hat. Nach den Abschieden von Jerome Boateng und David Alaba sollte der Franzose gemeinsam mit Lucas Hernández und Niklas Süle eine neue Abwehr-Ära in der Allianz Arena einläuten, wurde jedoch gerne durch den Kakao gezogen. Nach seinem Premierentreffer im Dress der Münchner beim Jahresfinale gegen Wolfsburg (4:0) wurde dagegen fleißig gelobt, dabei ist Upamecano in der Hinrunde auch und gerade durch seine Abwehrarbeit aufgefallen. Die gehört nämlich – rein statistisch – zu den besten Europas.
Richtig gelesen: Laut dem Analyseportal „WhoScored“ hat in der laufenden Spielzeit nämlich kein anderer Spieler in den fünf Spitzenligen des Kontinents mehr Balleroberungen im letzten Spieldrittel verzeichnet als Upamecano. Hinzu kommt, dass der Innenverteidiger gemeinsam mit seinen Kollegen großen Anteil daran hat, dass die Bayern in bislang 17 Spielen nur 16 Gegentoren zuließen.
Zur Erinnerung: Gerade nach der Pokalpanne in Gladbach (0:5), wo auch Upamecano bei einigen Aktionen nur bedingt auf der Höhe war, schossen sich die Fußball-Fachmänner auf den erst 23 Jahre alten Verteidiger ein. Ex-Bayern-Spieler Didi Hamann meinte beispielsweise: „Das sind Sachen, die nicht sein müssen. Irgendwann muss er seine Lektion lernen. Im Moment muss man ganz ehrlich sagen – so gut wie Upamecano auch ist – sind die Bayern mit Süle und Hernández stabiler als mit ihm.“
Weltmeister Lothar Matthäus ergänzte: „Er muss vieles dazulernen. Was mich enttäuscht hat, war sein Aufbauspiel. Er hat viele Fehler gemacht. Er hat schlecht gestanden, die falsche Richtung gewählt. Es war kein gutes Spiel von ihm.“
Spätestens gegen Wolfsburg zeigte Upamecano, was wirklich in ihm steckt. Und zwar nicht nur durch seinen Treffer – der Ex-Leipziger gab gegen tief stehende Gäste auch den Spielgestalter, verzeichnete 138 Ballaktionen (Bestwert) und leitete zudem das 4:0 durch Robert Lewandowski per feinem Chip-Pass auf Jamal Musiala ein.
„Endlich mal! Wir müssen es auch hinkriegen, dass unsere Abwehrspieler torgefährlich werden“, meinte sein Cheftrainer Julian Nagelsmann nach dem Abpfiff gegen Wolfsburg. Und weiter: „Er ist nach wie vor ein junger Spieler, das betone ich immer wieder. Weil man ihn schon so lange in der Bundesliga sieht, vergisst man manchmal, dass er noch keine 28 ist.“
Dass Nagelsmann große Stücke auf Upamecano hält, belegt auch der Fakt, dass der Münchner Fußballlehrer ihm mehr Spielminuten (1832) schenkte als seinen Innenverteidigerkollegen Hernández (1470) und Süle (1472).
JOSÉ CARLOS MENZEL LÓPEZ