Brenzlig, Bayern!

von Redaktion

Vor dem Salzburg-Spiel offenbaren die Münchner wieder eklatante Schwächen

VON JOSÉ CARLOS MENZEL LÓPEZ

München Ausgerechnet vor dem entscheidenden Achtelfinalrückspiel in der Champions League gegen Salzburg schleicht sich beim FC Bayern wieder der altbekannte Bruder Leichtfuß ein. Zu beobachten am Samstag beim 1:1 (1:1) gegen Bayer Leverkusen, einer Partie, bei der auch eine Münchner Niederlage nicht unverdient gewesen wäre. Mit dabei war alles, was die rot-weiße Fehlerkartei in der laufenden Saison bislang zu bieten hat: groteske Rückpässe, unnötige Ballverluste und klaffende Löcher in einer Abwehr, die auch im neunten Monat der Ära Julian Nagelsmann an alles, bloß nicht an eben das erinnert: eine sichere Defensive.

Ungeachtet der zwischenzeitlichen Siege gegen Fürth (4:1) und Frankfurt (1:0) ist es weiterhin ganz dünnes Eis, auf dem sich der deutsche Rekordmeister bewegt – insbesondere mit Blick auf den kommenden Gegner in der Königsklasse aus Salzburg, der sich bereits mit einem 4:0-Schützenfest gegen Altach auf den Hit morgen eingestimmt hat. Brenzlig, Bayern!

Immerhin: Nagelsmann selbst versuchte nicht, um den heißen Brei herumzureden und nannte das Kind beim Namen. „Wir haben so ein bisschen die Aktionen gemacht wie gegen Gladbach oder gegen Bochum“, sagte er mit Blick auf die letzte Viertelstunde der ersten Halbzeit, in der seine Mannschaft die Werkself nicht nur des Öfteren zum Toreschießen einlud, sondern den Ausgleichstreffer in persona von Thomas Müller direkt selbst erzielte. „Mit zu vielen Rückpässen, einfachen Fehlern und Querbällen spielen wir dem Gegner in die Karten und es entsteht der Glaube, dass man etwas holen kann. Das sind Punkte, an denen wir arbeiten, damit wir in solchen Situationen auch mal die simple Lösung hinbekommen. Da kommen Situationen wie im Pokal oder gegen Bochum hoch“, fügte Nagelsmann an.

Fakt ist: Seine Mannschaft verteilte am Samstag Geschenke wie sonst nur das Christkind an Heiligabend. Nicht nur Müllers Eigentor sowie ein haarsträubender Rückpass des erneut unterirdischen Dayot Upamecano (siehe Text unten), den Amine Adli glücklicherweise an den Pfosten setzte, auch eigentliche Leistungsträger wie Joshua Kimmich waren einmal mehr nicht wiederzuerkennen.

Letzterer leistete sich insgesamt 19 (!) Ballverluste, mit denen er die immer zahlreicheren Angriffe der Leverkusener im Verlauf der Partie zusätzlich befeuerte. „Nach dem unglücklichen 1:1 sind wir ein bisschen zusammengefallen und hatten zu leichte Ballverluste, was in den letzten Wochen auch ein bisschen zu viel ist für uns. Wir haben es dem Gegner ermöglicht, wieder in das Spiel zurückzukommen. Das darf uns nicht passieren“, urteilte auch Torschütze Niklas Süle hinterher bei Sky. Und auch wenn Nagelsmann den Schlendrian vor versammelter Presse zugab, so wähnt er seine Mannschaft aber auch nicht in Trümmern.

„Generell tun wir alle gut daran, nicht bei jedem Spiel, das nicht gewonnen wird oder nicht hundertprozentig in die richtige Richtung läuft, Weltuntergangsstimmung im Umfeld von Bayern München herzustellen“, meinte der 34-Jährige, diesmal mit ungewohnt ernstem Blick. Ist Nagelsmann im Umgang mit der Presse sonst stets um Lockerheit und ein Lächeln bemüht, so war spätestens bei dieser Antwort klar, dass der Trainer hier keinen Spaß versteht. „Es ist gut, wenn man ein paar Momente mal auch geschehen lässt und nicht direkt alles schwarzmalt“, so Nagelsmann weiter. „Es gibt gerade Themen, die deutlich dunkler sind.“

Auch wenn dies eher weniger mit dem runden Leder, geschweige denn Sport im Allgemeinen zu tun hat, darf es morgen gerne wieder hell werden.

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