Ist das ein Zuviel an Überschwang? Wie lange kann man am Trainer festhalten?

von Redaktion

VfB Stuttgart

Thomas Hitzlsperger, der demnächst aus dem Amt scheidende Vorstandschef des VfB Stuttgart, war einfach nur glücklich, als er zum Interview im ZDF-Sportstudio antrat. Mit Fragen, wann genau er an seinen designierten Nachfolger Alexander Wehrle übergebe, wollte er sich nicht befassen, denn: „Ich will diesen Abend erst mal genießen.“

Aber ist an diesem Samstagabend irgendetwas entschieden worden, das den VfB Stuttgart beruhigt in die Zukunft blicken lässt? Nun, laut Tabellenlage nicht. Das 3:2 über Mönchengladbach hat die Platzierung nicht verändert: Die Schwaben sind weiterhin 17. So würden sie absteigen.

Doch nach dreimaligem Niedergang in den vergangenen sechs Jahren will der VfB keine resignative Stimmung aufkommen lassen. Er wähnt sich nun ganz anders aufgestellt. Die Mannschaft ist jung, wild, hat Luft nach oben. Im 19-jährigen Portugiesen Tiago Tomas wurde zur Wintertransferperiode ein Leihstürmer gefunden, der Torgefahr ausstrahlt. Der Zwei-Meter-Mann Sasa Kalajdzic arbeitet sich nach langer Verletzungspause zurück, ihm gelang das 3:2 gegen Gladbach.

Weiterer Pluspunkt: Es scheint zu passen an den entscheidenden Stellen mit Trainer Pellegrino Matarazzo und Sportdirektor Sven Mislintat. Und: Die Stuttgarter Mannschaft spielte zuletzt schon gut, es entglitten ihr die Punkte jeweils in der Schlussphase. Nun hat der VfB ein Spiel einmal ganz anders gestaltet: Nach 0:2-Rückstand sich gefangen und mit Hilfe der Fans das Geschehen gedreht. Hoffnung auf den Klassenerhalt ist gerechtfertigt,

Gladbach/Hertha

„Absteiger, Absteiger“, höhnten die eigenen Fans. Das 1:4 im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt schockte die Hertha. Mönchengladbach spielte auswärts, da wird die Wut des Anhangs nicht so vernehmbar. Trotzdem: Gefragt werden muss nicht nur, ob Hertha BSC mit Tayfun Korkut noch aus der Misere kommt, sondern auch Mönchengladbach mit Adi Hütter. „Es gibt keinen Trainerplan B“, sagte der neue Borussia-Sportdirektor Roland Virkus. Er fordert: „Die Spieler sollen sich an die eigene Nase fassen.“

Die Spieler hatten mit zwei schönen Toren zum 2:0 in Stuttgart vorgelegt und gezeigt: Das grundsätzliche Vermögen ist vorhanden. Das Problem war der Umgang mit der Führung. Mittelfeldmann Christoph Kramer monierte, man sei den Gegner nur so angelaufen, dass der die Sache „mit Puls 80“, also ohne Anstrengung, bereinigen konnte. Man habe „tausend Baustellen“. Was doch irgendwie klingt, als sei ein Trainer, von dem nichts ausgeht, eine davon.

Doch gefährdeter ist eindeutig Tayfun Korkut in Berlin. Sein Wirken ist ohnehin beschränkt auf diese Saison, in der er Pal Dardai ablöste. Bilanz Dardai: 13 Spiele, 14 Punkte. Bilanz Korkut: 12 Spiele, 9 Punkte. Und die Kurve zeigt unter dem 47-jährigen Korkut stark nach unten. Zwei Punkte holte Hertha nur in den acht Spielen der Rückrunde – bei 6:23 Toren. Korkut sagt, er wolle weitermachen, die Fan-Rufe, in denen die Trennung von ihm gefordert wird, interpretiert er als „Teil des Geschäfts“. In dem er allerdings nie nachhaltig erfolgreich war. Hannover, Kaiserslautern, Stuttgart – überall ging es vor Vertragsablauf zu Ende. In Leverkusen war der Kontrakt befristet und ein Interimsverhältnis, und bei Hertha hatte sich Fredi Bobic, der Manager, vorgestellt, sein Freund Tayfun werde genau das verhindern, was nun eingetreten ist: verzweifelter Abstiegskampf.

Bobic ging am Wochenende auf Tauchstation. Gefährliches Zeichen. GÜNTER KLEIN

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