In den letzten Tagen ging es für Eintracht Frankfurt vor allem um eines: Irgendwie diese Atmosphäre erzeugen, die die Mannschaft, ja den ganzen Verein Unmögliches möglich machen lässt. So etwas geht in Frankfurt, so könnte man meinen, fast schon auf Knopfdruck: Zack, Europacup, Flutlicht, Fanaufmarsch in weiß, Ausnahmezustand.
Wie sonst sollte man erklären, dass eine Mannschaft, die in der zweiten Hälfte der Bundesligasaison nur 15 Punkte geholt hat, auf den Spielfeldern Europas alles in Grund und Boden spielt. „Im Fußball ist es eine Seltenheit, Grenzen zu verschieben“, sagt Vorstandssprecher Axel Hellmann. Die Eintracht hat das geschafft.
Die besondere Magie, so glauben viele, ist stark auf das Spiel in Barcelona zurückzuführen. Ja, das Spiel mit allen Begleitumständen, könnte die Geburtsstunde eines neuen Hypes, eines neuen Eintracht-Gefühls gewesen sein. Und nun geht es also auf ein noch größeres Spiel zu. Das Finale am Mittwoch in Sevilla gegen die Glasgow Rangers ist eine fast schon epische Partie, auf die die ganze Region schon seit Wochen hin fiebert.
Die Frankfurter sind wild entschlossen, diese Geschichte zu schreiben. Den ersten Titelgewinn einer deutschen Mannschaft in der Europa League. Den ersten internationalen Titelgewinn in der Vereinsgeschichte seit 1980, seit man den UEFA-Cup im rein deutschen Finale gegen Borussia Mönchengladbach gewann.
Dass man es im Endspiel mit den Glasgow Rangers zu tun bekommt, die ähnlich nach dem Pokal lechzen, passt irgendwie ins schöne Bild. Es ist ein Duell, mit dem nicht viele gerechnet haben. Auf Barcelona wurde getippt, vielleicht auf Lyon, Dortmund oder Leipzig. Aber es wurde Eintracht gegen Rangers. Zwei Teams mit viel Tradition und vielen Fans. 130 000 Anhänger strömen nach Sevilla, 80 000 aus Schottland, 50 000 aus Frankfurt.
Für die Eintracht steht am Mittwochabend eine ganze Menge auf dem Spiel. Reputation, Renommee, Achtung und Strahlkraft hat sie sich mit zwölf ungeschlagenen Spielen und dem Durchsetzen gegen den FC Barcelona schon verdient – sie kann es nun noch mal potenzieren.
Zumal ein Sieg dem Verein noch Größeres bringen würde: Man stünde zum ersten Mal in der Clubgeschichte in der Champions League.
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