Erster Titel für RB Leipzig Das Projekt trägt Früchte

von Redaktion

PATRICK REICHELT

Am Ende hatte der SC Freiburg das Geschehen sogar als Verlierer fest in der Hand. Sogar die Regie im Berliner Olympiastadion blendete lange den Kusshändchen werfenden Christian Streich ein. Die Zuschauer, soweit nicht Leipziger Fangemeinde, feierten mit Inbrunst die hauchdünn unterlegenen Breisgauer.

Den Menschen im Lager von RB Leipzig wird es spätestens mit der Trophäe in der Hand ziemlich egal gewesen sein. Den Stempel des ungeliebten Eindringlings tragen die Sachsen seit nunmehr sechs Jahren durch die Bundesliga. Und sie pflegten ihn auch nachdrücklich am nächsten Tag. „Damit ist der Pokal offiziell eingeweiht“, überschrieb der Club bei Twitter ein Foto, auf dem Kevin Kampl eine Dose des Energydrinks in den Pokal leerte.

Und wenn es auch eines Elfmeterdramas bedurfte – letztlich durften sich die Leipziger zurecht als 26. Club auf der goldenen Trophäe verewigen. Die Art wie das Team von Domenico Tedesco sogar in Unterzahl ein lange verkorkstes Spiel drehte, verdient allen Respekt.

So wie man auch den Machern des Projektes Spitzenfußball im Salzburger Dosenkonzern Respekt zollen muss. Man hat streng nach Plan, Schritt für Schritt einen Topverein aufgebaut. Den Plan zu vergolden, hat man ein paar Mal knapp verpasst – zuletzt in der Europa-League, wo man im Halbfinale an den Glasgow Rangers hängen blieb. Aber nun hat man ihn ja, den ersten großen Pokal. Und es ist leicht zu erraten: Es wird nicht der letzte bleiben. Die erste Trophäe wird den RB-Entwicklungsprozess gewiss nicht verlangsamen. Leipzig wird auf lange Sicht ein Big Player des deutschen Fußballs sein.

Man muss diesen Umstand nicht mögen, vermutlich werden dem Dosenclub auch mit noch so attraktivem Fußball die Sympathien nicht zufliegen. Doch die Kritiker täten besser daran, RB Leipzig anzunehmen. Die Sachsen vielleicht sogar als Ansporn zu nehmen, Als Argument, auch sich und die Liga weiterzuentwickeln, die unter der Dauerdominanz des FC Bayern ächzt.

So wie das dem SC Freiburg nun gelungen ist. Die Breisgauer haben mit ihren Mitteln mit den Leipzigern mitgehalten. Sind RB gefährlich nahe gekommen. Am Ende verhinderten zwei Elfmeter, dass Greifbares dabei herauskam. Aber zumindest war das Team von Christian Streich der seit langem meistgefeierte Verlierer beim alljährlichen Fußballfest in Berlin. Dafür kann man sich nichts kaufen, klar. Aber es fühlt sich gewiss gut an.

patrick.reichelt@ovb.net

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