TV-KRITIK
Dass der Pokal seine eigenen Geschwätze hat, ist eine uralte Erkenntnis. Sie wurde beim Pokalsieg von Red Bull Leipzig, den Bastian Schweinsteiger im sommerlichen Outfit des Altpräsidenten des Hanseatischen Segelvereins Kolbermoor darlegte, bestätigt. Wir beantworten zentrale Fragen.
Hat die ARD einen Tontechniker?
Nein, sie muss sparen. Am Ton, und am Sonnenschirm. Daher war bei den Vorberichten außer dem „Schallalalala, Ole Ole, Jödeljö“ der Fans wenig zu verstehen. Und deshalb musste Schweini im Land der untergehenden Sonne blind analysieren: „Ich seh grad zwar nichts, aber das ist schon super immer.“ Christian Streich versenkte sich tief ins Dekolleté von Jessica Wellmer, um was zu hören: „Jetzt versteh ich Sie nimmer richtig.“ Das war aber nicht schlimm, denn die Jessy fragte eh bloß: „Wie war die Busfahrt?“
Wie war die Geschwätzeslage?
Launig, besonders beim Phrasenschweini. Er befand: „Es ist einfach ein besonderes Finale, hier im Finale zu stehen.“ Und er hatte Fußballplätze vermessen: „Das Spielfeld ist immer das gleiche.“ Hansi Flick, der Schlingel, machte sich über die Phrasenhuberei lustig, als er prophezeite: „Ich bin mir sicher, einer wird gewinnen.“ So kam’s dann auch, potzblitz.
Wie viel Badisch isch gschwätzt wore?
Ganz viel. Der Dachverband der Fußballtrainer Badens (DFB) hatte mit dem Hansi, dem Jogi und dem Chrischtian die absolute Mährhäit. „Ballfern isch entscheidend, was du tuuuusch, aber du musch es mache“, forderte der Chrischtian, was ihm aber leider nicht den Pokalsieg eingebracht hat. Davon war auch Schwarzwald-Staatspräsident Löw enttäuscht – obwohl sich seine Prognose erfüllte, dass sich die Baden-Fußballer schnell „an die Atmosphäre rantaschten“.
Kennt Gerd Gottlob die aktuellen Handregeln?
Nein, auch hier spart die ARD. Von den Fußballfans kann man nicht verlangen, dass sie die neuesten Feinheiten kennen, wegen derer Freiburgs 1:0 gezählt hat, vom Kommentator dagegen schon. Aber Gottlob schwurbelte: „Insofern glaube ich, wird dieses Tor nicht zählen. Oder doch, er gibt es.“ So war der ARD-Fußball beim Pokalfinale: „Viel Fröhlichkeit im Allgemeinen“ (Jessy), aber an die wichtigen Infos musste man sich als Zuschauer selber rantaschten.
JÖRG HEINRICH