München – Er ist so etwas wie eine Kultfigur an der Anfield Road. Richy Sheehy, 30, hat dem FC Liverpool einige seiner beliebtesten Stadion-songs beschert. Für den Comedian aus Irland eine Herzenssache – er ist „Corks größter Liverpool-Fan“.
Herr Sheehy, die Meisterschaft wurde in letzter Minute entschieden. Wie stark sind Sie gealtert?
Fürchterlich, aber nicht erst letztes Wochenende. Wir durften ja schon die letzten zwei Monate keine Punkte mehr liegen lassen. Ganz fürchterlich. Ich war schon traurig, dass es nicht geklappt hat. Aber worüber soll man sich ärgern, dieses Jahr ist so großartig. Die Atmosphäre in Liverpool ist so gut, vor einigen Jahren war das noch ganz anders.
Sie brauchten dafür erst einen Deutschen…
(lacht) Oh ja, und ich bin so froh, dass Jürgen Klopp seinen Vertrag verlängert hat. Er ist der perfekte Trainer und er ist die perfekte Persönlichkeit. Und er holt die richtigen Persönlichkeiten. Ich habe gehört, dass er einmal mit Julian Draxler verhandelt hat. Der hat als Erstes nach Geld gefragt und Klopp hat es gelassen. Liverpool ist anders als etwa ManU, wo die Spieler nur für den Gehaltsscheck spielen. Dank Klopp. Er wird eine Statue in Liverpool bekommen.
Dann haben Sie Frau Klopp wohl ins Herz geschlossen, die ihn vom Bleiben überzeugt hat.
Absolut. Es gibt deshalb ein Transparent im Stadion: „Ulla, queen of the kop“. Da schließe ich mich total an. Sie ist großartig. Aber ich habe auch eine Frage ,..
Bitte…
Sie sind doch aus München. Was denkt Bayern über ihn?
Sie wollten ihn mehrfach haben, wie es heißt.
Das denke ich mir. Bayern holt ja gerne Leute, die mal in Dortmund waren. Aber das würde nicht passen. Klopp braucht so ein Umfeld wie jetzt.
Dafür holt Bayern vielleicht Sadio Mané. Müssen Sie Ihren Song „We´ve got Salah, Mané, Mané“ ändern?
Ich hoffe, dass alle bleiben, Bobby, Salah, Mané – ehrlich, warum sollten sie gehen? Aber wenn doch, dann bleibt der Song trotzdem, wie er ist. Ich mache etwas mit einem anderen Spieler. Thiago vielleicht? Auch wenn der Name Alcantara eine Herausforderung wäre.
Erst einmal kommt ja das Finale. Wird Corks größter Fan vor Ort sein?
Natürlich, ich bin in Paris. Und ziehe mit meiner Gitarre durch die Stadt. Vielleicht kann ich irgendwo ein Ticket bekommen.
Sie haben kein Ticket? Sie haben den beliebtesten Stadionsong geschrieben, wurden sogar vom Club empfangen…
Oh ja, ich war da. Ich habe sogar eine Umarmung von Klopp bekommen. Seitdem steht in meiner E-Mail-Signatur “Klopp-hugger“. Aber ich war nicht schlau genug, mir dort ein Netzwerk aufzubauen. Mal sehen, 2018 in Kiew hat es auch geklappt. Am Tag des Finales hat mir die Frau des Golfers Sergio Garcia eine Karte gegeben. Der Kontakt kam über die sozialen Medien. Das war damals auch gegen Real Madrid. Vielleicht sollte ich sie auch jetzt fragen… Auch wenn es etwas unangenehm ist.
An großen Tagen darf man nicht scheu sein.
Auch wieder wahr.
Ist es von Vorteil, dass das Finale in Paris ist und nicht in St. Petersburg?
Was den Krieg betrifft: ja. Ansonsten: Ehrlich gesagt, nein. Je weiter ein Finale weg ist, desto leichter ist es, eine Karte zu bekommen. In Paris kosten die Tickets 2000 oder 3000 Euro, das ist völlig verrückt. Die meisten sind eh in den Händen von Sponsoren. Vielleicht muss ich ein paar Videos für UEFA-Sponsoren machen (lacht). Aber wenn es nicht klappt, dann ist es auch okay, dann werde ich die Finalatmosphäre in Paris genießen.
Und was wird am Sonntag passieren, dem Tag nach dem Finale?
Mal sehen. Ich fliege am Sonntag nach Hause. Aber eines ist klar: Wenn wir den Pokal holen, dann werde ich auf dem Flug müde sein. Sehr, sehr müde.
Interview: Patrick Reichelt