Mourinho im Olymp

von Redaktion

Trainer-Legende gewinnt mit dem AS Rom die Conference League und lobt sich selbst

Hamburg/Tirana – Im Trainer-Olymp angekommen, mischten sich bei Jose Mourinho selten gesehene Tränen unter sein gewohntes Eigenlob. „Es ist eine Sache zu gewinnen, wenn jeder den Erfolg erwartet. Doch es ist anders, wenn du etwas Unvergessliches schaffst. Das gibt dir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein“, sagte der Portugiese mit feuchten Augen.

Ganz unrecht hatte „The Special One“ nicht, denn vor einem Jahr hätten sich auch die treuesten Fans von AS Rom nicht vorstellen können, einen Europapokalsieg zu bejubeln. Doch Mourinho „löste alle Probleme und feiert nun sein Meisterwerk“, titelte Corriere della Sera nach dem 1:0-Finalerfolg in der neuen Conference League gegen Feyenoord Rotterdam.

Der 59-Jährige befindet sich nun auf Augenhöhe mit dem großen Giovanni Trapattoni, jeweils fünf Europapokale haben die beiden Trainergranden jetzt gewonnen. Voller Stolz streckte Mourinho den Fotografen im Stadion von Tirana demonstrativ die fünf Finger seiner Hand entgegen.

Denn im Vergleich zu anderen bisherigen Arbeitgebern des Erfolgscoach wie FC Chelsea, Real Madrid oder Manchester United spielten die „Giallorossi“ über Jahrzehnte hinweg auf der Fußballbühne Europas nur eine Statistenrolle. Ein Sieg im längst abgeschafften Messe-Cup war 1961 der einzige internationale Erfolg, und auch in Italien gab es zuletzt wenig zu holen. Die letzte Meisterschaft 2001, der letzte Pokalsieg 2008 – die Durststrecke war quälend lang. Und so reagierte die Anhängerschaft euphorisch, als Mourinho noch in der Nacht des Sieges einen Klubwechsel kategorisch ausschloss: „Ich bleibe, daran gibt es keinen Zweifel. Wir können ein besonderes Projekt aufbauen.“

Und zumindest gedanklich will sich Mourinho damit sogar in den nun bevorstehenden Ferien beschäftigen. „Ich werde jetzt erst einmal in den Urlaub gehen, mich auf eine Bank setzen und viel nachdenken“, kündigte er an.

Schon im – für Final-Verhältnisse – winzigen Stadion von Tirana ( 21.690 Zuschauer) hatte Mourinho nach Schlusspfiff wilde Emotionen gezeigt. Erst rannte er unkontrolliert über den Rasen und weinte, später küsste er die Trophäe noch vor der offiziellen Übergabe durch die UEFA-Delegation. „Jetzt fühle ich mich wie ein richtiger Römer“, sagte er und stellte zu seiner Zukunft klar: „Ich bleibe, da gibt es keine Zweifel.“

Nach den Triumphen mit dem FC Porto im UEFA-Cup 2003 und in der Champions League 2004, mit Inter Mailand in der Königsklasse 2010 und mit Manchester United in der Europa League 2017 gewann er auch sein fünftes Europacup-Endspiel. Entscheidend war Nicolo Zaniolos Treffer in der 32. Minute des erst in der zweiten Halbzeit spannenden Endspiels.

Die Tifosi lagen sich auch am Kolosseum und überall in der ewigen Stadt in den Armen. Dazu kamen Autokorsos, Hupkonzerte und Feuerwerke. Die XXL-Party bis zum Morgengrauen des Donnerstags erinnerte in ihren Ausmaßen an die ganz großen Erfolge von Europameister Italien. „Wir wussten, wie viel es jedem in Rom bedeuten würde. Jeder von uns wusste, dass wir gewinnen müssen“, sagte Abwehrspieler Chris Smalling nach der Pokalzeremonie.  dpa, sid

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