München/Monte Carlo – Die Formel 1 reist von Barcelona entlang der Mittelmeerküste weiter ins Fürstentum Monaco. Das siebte Saisonrennen in den engen Straßen von Monte Carlo (Sonntag, 15.00 Uhr/Sky) bietet wie jedes Jahr viel Glamour und die nächste Stufe im Nervenkrieg zwischen Red Bull und Ferrari.
Ferrari-Boss stichelt:
Ferrari nähert sich immer mehr dem roten Bereich. Grund: Titelverteidiger Max Verstappen (Red Bull) hat nach seinem Sieg in Barcelona die Tabellenführung zurückerobert. Teamchef Mattia Binotto setzt deshalb verbale Nadelstiche gegen den WM-Rivale Red Bull. Stein des Anstoßes: die Hektik in der Red-Bull-Box vor dem Start in Barcelona. Da ließ das Verstappen-Team beide Motoren laufen, ohne die Garage zu verlassen. Der Ferrari-Capo verweist auf einen möglichen Regelbruch. „Ich weiß natürlich nicht, was dort los war“, sagt Binotto. „Ich kann mir aber vorstellen, dass es mit den Benzintemperaturen im Tank zu tun hatte, die maximal zehn Grad unter der Umgebungstemperatur liegen dürfen.“ Clever und fies zugleich: Der Italiener nutzt die Gunst der Stunde, um die FIA zu sensibilisieren. „Ich denke, die Regeln sollten zu jedem Zeitpunkt eines Rennwochenendes eingehalten werden“, betont er. „Nicht nur, wenn das Auto auf die Strecke geht. Sondern auch in der Box.“
RB-Motorsportberater Helmut Marko verrät: „Wir hatten übersehen, dass die Temperatur geändert wurde. Aber wir haben es ja noch rechtzeitig bemerkt. Ferrari hat uns auf im Visier, aber das passt schon. Das gehört zum WM-Kampf dazu.“ Bis zum GP in Miami galt aufgrund der Umstellung auf E10-Benzin eine Standard-Minimaltemperatur von 18 Grad. Erst in Spanien wurde die alte Regel reaktiviert. Das hatte das Team am Sonntag wohl nicht rechtzeitig auf dem Schirm.
Schumacher muss liefern: Das Haas-Team ist im Qualifying konstant schnell. Das ist nicht die schlechteste Voraussetzung für Mick Schumacher, im 28. Anlauf endlich sein erstes Top-Ten-Ergebnis zu erzielen. Überholmanöver sind in Monaco kaum möglich, ein gutes Qualifying ist oft mehr als die halbe Miete für ein Top-Resultat. An diese Erfahrung wird sich auch Sebastian Vettel klammern, der 2021 in Monaco eines seiner besten Saisonrennen bestritt. Aston Martin machte zuletzt einen kleinen Schritt nach vorn.
Leclers Heimfluch:
Der Ferrari-Pilot ist gebürtiger Monegasse, als Kind klebte er an den Formel-1-Wochenenden am elterlichen Balkongeländer und lauschte dem Sound der Acht- und Zehnzylinder. Aber: Bei fünf Heimrennen in der Formel 1 beziehungsweise Formel 2 erreichte Charles Leclerc nie das Ziel, im vergangenen Jahr blieb er als Pole-Setter wegen eines Defekts auf dem Weg in die Startaufstellung liegen. Kampfansagen gibt es deshalb nicht. „Ich freue mich und hoffe, dass es ein gutes Rennen wird“, sagte Leclerc.
Monaco muss zahlen:
Miami, Las Vegas & Co. – immer mehr Grands Prix drängen in den Kalender oder gehören schon dazu und rütteln an Monacos Show- und Glamour-Thron. Angesichts des auslaufenden Vertrags wird wohl künftig mehr Geld an die Formel 1 fließen müssen, um ein dauerhafter Standort zu bleiben. „Ich glaube nicht, dass Monaco ersetzt werden kann“, sagt Verstappen – wie viele andere Piloten wohnhaft im Steuerparadies an der Cote d’Azur. Dennoch: Will Monaco bleiben, muss es sich bewegen. Für Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist die Formel 1 ohne Monaco zwar „unvorstellbar“, doch der Brite sagte auch deutlich: „Wenn man stehen bleibt, dann geht man rückwärts. Das gilt für alle Aspekte des Sports.“