Taktgeber Kimmich

von Redaktion

Bundestrainer Flick plant mit ihm auf der Sechs – sein Nebenmann ist offen

Marbella – Joshua Kimmich (27) hatte im Kurz-Trainingslager in Marbella alle Hände voll zu tun. Das war schon bei der Ankunft am Montag zu beobachten, als der Mittelfeldspieler seinen jüngsten Sprössling im Arm hatte, während Lebensgefährtin Lina Meyer die anderen beiden Kinder und das Gepäck koordinierte. Für Kimmich ist es der erste DFB-Lehrgang seit einer gefühlten Ewigkeit. Zur Erinnerung: Im November musste der Bayern-Spieler wegen des Corona-Chaos aus Wolfsburg abreisen, die Maßnahme im März in Frankfurt verpasste er wegen der Geburt seines dritten Kindes. Dementsprechend engagiert ging Kimmich an der Costa del Sol ans Werk. Lautstark gab er seinen Kollegen bei den Trainingsspielen die Kommandos und zeigte ihnen die Laufwege an.

Für Bundestrainer Hansi Flick (57) ist klar, er plant mit Kimmich im Mittelfeldzentrum. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der DFB-Kader auf der Rechtsverteidiger-Position eher überschaubare Qualität hergibt. Flick betonte: „Ich sehe ihn bei uns nicht auf der Außenverteidigerposition.“

Sehr zur Freude von Kapitän Manuel Neuer (36), der in Marbella über Kimmich sagte: „Er bestückt eine Position, die entscheidend ist. Er muss im Zentrum abwägen, ob er das Spiel schnell oder langsam macht.“ Kimmich ist das Bindeglied in der Achse zur Defensive mit Neuer und Offensive mit Thomas Müller (32). „Es ist wichtig, dass wir in der Achse Spieler haben, die Verantwortung übernehmen. Neben Thomas Müller ist Joshua ein Spieler, der sehr viel Verantwortung übernimmt, das gerne macht und auch immer sehr motiviert ist“, lobte Neuer und ergänzte: „Er ist taktisch sehr geschult.“

Aber nicht alle sind sicher, ob die zentrale Position vor der Abwehr die beste für ihn ist. Kimmich habe „defensiv zu viele Mängel“, stellte der ehemalige Weltklasse-Abwehrspieler Jürgen Kohler fest. Unterstützung erhielt er von Dietmar Hamann. Kimmich sei „kein Zerstörer“, so der Ex-Nationalspieler: „Er will offensiv Akzente setzen, müsste aber für Stabilität und die Balance sorgen. Diese Kernaufgabe erfüllt er nicht. Ein Sechser ist er nicht.“

Spannend wird auch die Frage, wer neben ihm im Mittelfeld spielen wird. Erste Wahl ist Leon Goretzka (27), doch seine Verletzungsanfälligkeit ist nicht wegzudiskutieren. Mit Jamal Musiala (19) und Ilkay Gündogan stehen namhafte Vertreter bereit. „Ilkay hat das gegen die Niederlande auf der Sechser-Position sehr gut gemacht. Er kann im Mittelfeld praktisch jede Position spielen. Er hat auch für Manchester gegen Aston Villa seine Torgefahr gezeigt, er antizipiert gut“, lobte Flick seinen frisch gebackenen Premier-League-Meister. Doch in Marbella wurde man das Gefühl nicht los, dass Musiala derzeit die Nase vorne hat. MANUEL BONKE

Artikel 1 von 11