Alles auf Null bei Hertha BSC

von Redaktion

Neue Windhorst-Millionen nur bei einem „sauberen Neuanfang“ – Ex-Löwe Robert Schäfer als CEO im Gespräch

Berlin – Fredi Bobic hing nach emotionalen siebeneinhalb Stunden Mitgliederversammlung gleich wieder am Telefon, als Investor Lars Windhorst lächelnd noch ein paar Hände schüttelte. Der Sportchef von Hertha BSC hatte keine Zeit zu verlieren, um den ganz schwierigen Neustart beim Beinahe-Absteiger auf den Weg zu bringen.

Ein neuer Trainer soll bald kommen: Der frühere Mainzer Sandro Schwarz, der am Sonntag seinen Abschied von Dynamo Moskau verkündete, ist der Favorit. Auch neue Spieler werden erwartet, gerade in der Offensive – trotzdem muss Bobic einen Transferüberschuss erwirtschaften. Vor Hertha liegt nach dem Klassenerhalt in der Relegation ein unheimlich komplizierter Sommer, und das in allen Belangen. Wie geht es weiter in Berlin?

Neues Geld könnte es geben, denn Windhorst erneuerte sein Bekenntnis zum Verein. „Ich möchte, das ist das einzige Ziel, dass Hertha BSC extrem erfolgreich wird“, sagte er in seiner zehnminütigen Ansprache, die immer wieder von Pfiffen und Buhrufen unterbrochen wurde. Der 45-Jährige, der seit seinem Einstieg vor drei Jahren 375 Millionen Euro einbrachte, stellte Hertha frische Mittel in Aussicht – Bedingung dafür sei ein „sauberer Neuanfang“.

So oder so muss Hertha haushalten, von den ursprünglichen Windhorst-Millionen ist fast alles weg. „Wir müssen einen Riesenklotz machen, müssen Geld einnehmen. Wir können das hinbekommen, aber wir dürfen nicht alles gleich madig machen“, rief Bobic den Mitgliedern bei der Versammlung entgegen. Bobic dürfte derweil erleichtert sein, dass er ungehindert für die kommende Spielzeit planen kann und eine Eskalation ausblieb.

Die kollektive Abwahl des Präsidiums scheiterte. Bei einem solchen Szenario wären Bobic in der Saisonplanung wochenlang die Hände gebunden gewesen, weil das Gremium Verträge absegnen muss. So trat „nur“ Interims-Boss Thorsten Manske nach einem schwachen Abwahlantrag-Ergebnis zurück (64,2 Prozent gegen ihn). Der Rest des Präsidiums bleibt und ist weiter handlungsfähig.

Nachfolger für Manske und den in der Vorwoche nach 14 Jahren zurückgetretenen Präsidenten Werner Gegenbauer werden auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. Juni gewählt. Einziger offizieller Kandidat auf das höchste Amt im Verein ist bislang der frühere Ultra und heutige Unternehmer Kay Bernstein. Windhorst hatte längst mitgeteilt, eine Präsidentschaft selbst nicht anzustreben.

Mit einem handlungsfähigen Präsidium kann auch die Suche nach einem CEO weitergehen, der Umbruch bei Hertha setzt sich auch eine Etage über Bobic und dem im Oktober scheidenden Finanzboss Ingo Schiller fort. Die Position des Vorsitzenden der Geschäftsführung ist seit Oktober 2021, als Carsten Schmidt aus privaten Gründen zurücktrat, unbesetzt. Laut „Bild“ gilt Robert Schäfer, zuvor u.a. bei 1860, Hannover und Düsseldorf tätig, als Kandidat auf die Schmidt-Nachfolge. Dies bestätigte Aufsichtsratschef Torsten-Jörn Klein indirekt auf der Mitgliederversammlung.

Die neue Führung wird den Club aber nicht nur sportlich und finanziell auf sichere Beine stellen müssen – sie muss auch das Umfeld befrieden. Der Machtkampf zwischen Windhorst und Gegenbauer sorgte für Unruhe, die auf das Profiteam abstrahlte. Zugleich war auch bei den Fans nach Dauer-Abstiegskampf Unmut zu spüren. Bobice: „Am Ende wird es nur miteinander gehen. Wenn wir es gegeneinander machen, werden wir uns zerfleischen.“ sid

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