Köln – Der Schock ist längst verdaut, die Folgen der Operation sind verheilt. Und mittlerweile zahlt sich auch die harte Arbeit in der Marktgemeinde Donaustauf aus. „Die Reha verläuft nach Plan“, ließ Alexander Zverev über den Deutschen Tennis-Bund mitteilen. Ein Plan, an dessen Ende die erfolgreiche Rückkehr auf den Court steht – womöglich als Nummer 1 der Welt.
Der historische Schritt auf den Thron, den bisher Boris Becker bei den Männern als einziger Deutscher geschafft hat, könnte Zverev am 15. August gelingen. Spitzenreiter Daniil Medwedew steht unter Druck: In der kommenden Woche in Los Cabos/Mexiko und vor allem beim ATP-Masters in Montreal/Kanada (ab 7. August) muss der Russe punkten, um vor Zverev zu bleiben.
Der Hamburger hatte in diesem Jahr mehrfach die Chance, die Führung in der Weltrangliste zu übernehmen. Anders als diesmal hatte er es dabei selbst in der Hand. Bei den Australian Open scheiterte Zverev jedoch überraschend im Achtelfinale, bei den French Open knickte er im Halbfinale gegen Grand-Slam-Rekordchampion Rafael Nadal böse um: der Beginn seiner Leidenszeit.
Die nähert sich langsam dem Ende, auch wenn sein Start bei den US Open (ab 29. August) fraglich ist, denn Alexander Zverev wird nur im topfitten Zustand in New York teilnehmen. „Ich möchte jedes Turnier, das ich spiele, gewinnen. Das ist mein Charakter. Ich fahre nicht zu Events, um nur daran teilzunehmen“, sagte Zverev zuletzt bei eurosport.de.
Ob er sein Comeback gebe oder nicht, „liegt nicht an der Größe des Events, sondern an meinem Wohlbefinden auf dem Platz. Das ist für mich das Wichtigste“. Heißt: Erst, wenn sein Trainingsrückstand nach der Sprunggelenksverletzung aufgeholt ist, will er wieder antreten. Wichtig sei es dabei für den 25-jährigen Weltranglistenzweiten, „sehr genau“ auf seinen Körper zu hören und zu wissen, wann er seine Grenzen erreicht habe.
New York könnte dafür tatsächlich noch zu früh kommen, das nächste Ziel würde dann lauten: Davis Cup in Hamburg. „Ich kann es kaum erwarten, endlich vor heimischem Publikum aufzuschlagen“, sagte Zverev. Die deutsche Mannschaft spielt Mitte September gegen Frankreich (14.), Belgien (16.) und Australien (18.) um den Einzug in die Endrunde. Mit dem Olympiasieger würden die Chancen steigen.
Dafür schuftete Zverev bei den Spezialisten der Klinik „Eden Reha“ von Physiotherapeut Klaus Eder in Donaustauf. Drei Wochen, am Tag bis zu acht Behandlungen. Nur sonntags gönnte er sich eine Pause. „Hier waren schon die größten Sportler Deutschlands, und dafür gibt es ja auch einen Grund“, erklärte Zverev im Donaukurier die Wahl der oberpfälzischen Provinz für seine Aufbauarbeit.
Zurück in seiner Wahlheimat Monte Carlo soll der Feinschliff für das ersehnte Comeback folgen, den Zeitpunkt stimmt Zverev dann mit den „Experten“ ab, „die meinen Körper besser kennen als ich selbst“. Gegen eine Rückkehr als nominell bester Tennisspieler der Welt würde er sich sicher nicht wehren. Es wäre in jedem Fall eine kuriose Fußnote seines schmerzhaften Sommers 2022. sid