Auch in Zukunft Kletterstadt?

von Redaktion

Heute beginnen die Boulder & Lead Finals am Königsplatz – Verband liebäugelt mit Weltcup-Comeback in München

VON THOMAS JENSEN

München – Was Ludwig I. wohl dazu gesagt hätte? Der unter ihm geplante Königsplatz ist Kulisse für viele der stimmungsvollsten Momente bei den Championships. Aber anstatt Jünglingsstatuen aus der archaischen Periode in der Glyptothek anzuschauen, bejubeln zur Zeit bis zu 5 000 Menschen junge Sportkletterinnen und Sportkletter.

Zum Beispiel am Samstagabend: Janja Garnbret kletterte im Leadfinale. Die erste Olympiasiegerin im Sportklettern und allgemeine Überfliegerin der Szene enttäuschte die Menge nicht. Sie stieg höher als alle anderen. Als Gold sicher war, brach Jubel aus. Bei jedem Griff den sie fortan erreichte, frohlockte die Menge noch etwas lauter, verzückter und ungläubiger. Bis zum höchsten Griff – Top genannt – schaffte sie es, auch wenn sie diesen nicht mehr festhalten konnte. „Man spürt die Menge, wenn sie abgeht. Das treibt einen an, noch zwei oder drei Griffe mehr zu holen, als man dachte“, meinte die 23-jährige Slowenin danach.

München und Sportklettern. Schon vor den Championships konnte man optimistisch sein, dass das funktioniert. Man musste nur einem anderen Überflieger der Szene zuhören. Der Tscheche Adam Ondra, mehrfacher Welt- und Europameister im Lead und Bouldern, wusste: „München ist eine Kletterstadt, sie ist voll von Kletterinnen und Kletterern.“ Außerdem erinnerte er sich an den Boulderweltcup, der bis 2019 zehnmal im Olympiastadion ausgetragen wurde: „Das war bei weitem meine Lieblingsrunde in der Weltcupserie:“

Daran denkt auch Josef Klenner, Präsident des Deutschen Alpenvereins, der Verband unter dem das deutsche Sportklettern organisiert ist: „Egal wer geklettert ist, das Publikum hat angefeuert. Und ist gedanklich auch mitgeklettert, hat sich mitbewegt und gestöhnt, wenn ein Griff nicht erwischt wurde.“

Kann sich München Hoffnungen machen, in Zukunft wieder regelmäßig weltklasse Kletterwettbewerbe zu beherbergen? „Das wir jetzt nie wieder einen ausrichten, soll nicht die Denkweise sein“, sagt der 72-jährige Klenner und ergänzt: „Man braucht aber eine Location und auch die Partner. Denn natürlich ist es eine Finanzfrage. Alleine den Königsplatz umzubauen, können wir uns nicht leisten.“

Dem stimmt Martin Veith, der Sportdirektor des DAV zu und ergänzt: „Für uns spielen auch noch andere Sachen eine Rolle. Bis 2030 will der DAV klimaneutral sein, da muss sich auch der Wettkampfsport einordnen.“ Allerdings sagt er: „Wenn es die Möglichkeit gäbe, würden wir natürlich schon gerne.“

Gesicherte Wettkämpfe auf Weltniveau in München gibt es aktuell nur zwei: die beiden verbliebenen Wettbewerbe in dieser Woche. Die Finals im Kombinationsformat Bouldern & Lead bei den Frauen und Männern, die an Mittwoch (Frauen) und Donnerstag (Männer) ab 15.00 Uhr ausgetragen werden. Als einzige deutsche Hoffnung ist Hannah Meul dabei, die Silber im Bouldern gewann. Sie sprach am Wochenende „von einer Ehre, vor so einem Publikum klettern zu dürfen“. Eine Ehre, die sie bestimmt gerne öfter hätte.

Artikel 2 von 11