Einst im Rollstuhl, jetzt Favoritin

Stehauffrau Eckhardt-Noack peilt Dreisprung-Medaille an

München – Lungenentzündung, Herzbeutelentzündung, noch eine Lungenentzündung – die Krankenakte von Neele Eckhardt-Noack liest sich wie eine Horrorgeschichte. „Ich habe mich über Monate katastrophal schlecht gefühlt“, sagt die Dreispringerin über diesen Albtraum in den Jahren 2018 und 2019: „Ich habe mich im Krankenhaus im Rollstuhl fortbewegt, da habe ich überhaupt nicht an Sport gedacht.“

Jetzt, bei der Heim-EM in München, gilt Eckhardt-Noack als Medaillenkandidatin. Viele hätten wohl ihren Traum aufgegeben, aber die 30-Jährige kämpfte. Sie „habe nie ans Aufhören gedacht. Für mich war klar, wenn ich das Krankenhaus verlasse, dann mache ich weiter mit dem Dreisprung“, sagte sie.

Nun ist Eckhardt-Noack pünktlich zur EM im Olympiastadion in Topform. Auf 14,53 m flog die Jura-Studentin in der Qualifikation, Bestleistung, die zweitbeste Weite in Europa in diesem Jahr. Nur acht Zentimeter unter dem deutschen Rekord.

„Ich hoffe, dass ich so einen Sprung im Finale noch einmal zeigen kann“, sagte sie mit Blick auf die Medaillen-Entscheidung an diesem Freitag (20.55 Uhr/ZDF): „Ich habe mich im Vorfeld schon gut gefühlt, aber dass es so weit gehen würde, überrascht mich auch. Ich will im Finale genauso befreit auftreten. Und wenn ich locker bin und gute Sprünge zeige, kommt die Weite von ganz alleine.“

Eckhardt-Noack hat es geschafft, aus ihren Rückschlägen Kraft zu schöpfen. Diese haben „mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin“, sagte die Dritte der Hallen-EM. Die Medaille war „die Belohnung an mich und meinen Trainer für die jahrelange Arbeit, dass es sich auszahlt, dranzubleiben und dass ich in Bereiche gekommen bin, die ich schon lange im Hinterkopf hatte und von denen wir geglaubt haben, dass sie möglich sind.“

Mit einer Medaille in München würde aus ihrer Horrorgeschichte endgültig ein Märchen werden.  sid

Montag, 4. Dezember 2023
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