Altersrolle für den Bilderbuch-Bayer

von Redaktion

Kony Abeltshauser muss als Offensivverteidiger zurückstecken – Don Jacksons Humba-Debüt

VON GÜNTER KLEIN

München – Kony Abeltshauser sah beim Oktoberfest-Besuch aus wie nach einem suboptimal verlaufenen Bierzeltbesuch. „Ein Zahn ist jetzt ein bisschen kürzer“, sagte der Verteidiger des EHC München nach dem 5:2-Sieg gegen die Adler Mannheim. Erklärung für den Eishockey-typischen Schaden am Gebiss: Gehakel mit den Schlägern „enden meist unglücklich“. Abeltshauser bekam die Kelle von Gegenspieler David Wolf ins Gesicht. Absicht wollte er dem Mannheimer nicht unterstellen (hätte er aber gut tun können) und tröstete sich: „Wenigstens hat er es sauber hingekriegt.“

Abeltshauser, der Bilderbuch-Bayer mit den Heimattätowierungen, hat eine besondere lakonische Art, über solche Vorfälle hinwegzugehen. Es war allerdings auch ein Tag, an dem sein Verein fest entschlossen zur feierlichen Stimmung war. Cheftrainer Don Jackson stand mit seinem 1000. Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) im Mittelpunkt. Auch der Mannheimer Kollege Bill Stewart gratulierte: „Dein Tag, Donny! Und ein großer Tag für die Liga. Wir kennen uns seit 40 Jahren, haben gegeneinander gespielt, gegeneinander gecoacht.“ Zum Abschied sagte Stewart: „Auf deine zweiten tausend.“

Jackson ist seit Kurzem 66, und da fängt laut Udo Jürgens das Leben an. Nun, zumindest erweckt Don Jackson nicht den Eindruck, er wolle es ausklingen lassen. In seiner neunten Saison beim EHC entdeckt er sogar neue Perspektiven: Erstmals stand der Coach nach einem Spiel vor der Nordkurve – sonst überlässt er diese Feierlichkeiten seinen Spielern – und stimmte die Humba an.

Das Spiel war etwas mehr Nebensache als normalerweise – aber der Verlauf stellte den Münchner Trainer zufrieden: Seine derzeit dezimierte Mannschaft kam nach der 3:6-Niederlage zum Auftakt in Köln zurück und gegen Mannheim über kritische Phasen hinweg. Freudig blickte er auf seinen Spielberichtsbogen: 5:2 – mit fünf verschiedenen Torschützen.

Das 1:0 schoss Kony Abeltshauser. Im Grunde nichts Ungewöhnliches, der gebürtige Tölzer war immer ein Abwehrspieler mit Vorwärtsdrang. Für seine Größe (1,96 Meter) ist er wendig, schnell, seine Tore haben schon Playoff-Serien entschieden. Doch im Kader werden gerade Rollen umverteilt: „Wir hatten gute Gespräche im Sommer“, berichtet Abeltshauser. Ausgangslage war, „dass wir ziemlich viele Offensivverteidiger haben“. Zach Redmond, Jonathon Blum, nun ist Ryan McKiernan dazugekommen – drei Punktmaschinen. Nun ist Abeltshauser vor der Erwartung entbunden, permanent den Betrieb nach vorne in Gang bringen zu müssen. Er ist nun vorrangig für die Defensivarbeit zuständig. Mit 30 Jahren ist es eine Altersrolle. Zwischenbilanz nach vier Champions-League- und zwei DEL-Spielen: „Es läuft gut.“

Und so beschloss Kony Abeltshauser den „bei dem schiechem Wetter da draußen schönen Eishockey-Sonntag in der Halle“. Und freute sich auf die Gelegenheit, am freien Tag das Oktoberfest zu besuchen – mit Rücksicht auf die Veränderung in seinem Mundbild: „Ich muss schauen, ob es mit dem Röhrchen oder dem Löffel besser geht“, stellte er sich auf alternative Konsumwege ein.

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