Knapp drei Jahre ist es her, da verabschiedete sich die deutsche Basketball-Nationalmannschaft sang- und klanglos in der Vorrunde der Weltmeisterschaft. Zwei Jahre später scheiterte das Team auch beim Olympiaturnier früh. Ex-Trainer Henrik Rödl musste daraufhin seinen Hut nehmen. Es sah nicht gut aus, als Gordon Herbert vor einem Jahr das Ruder übernahm.
Der Kanadier, der in den vergangenen zwanzig Jahren diverse Nationalteams und Vereine betreute, darunter auch Frankfurt und Berlin, strotzte bei seiner Vorstellung dennoch vor Selbstvertrauen. „Es geht darum, Medaillen zu gewinnen. Bei der EM, bei der WM, bei Olympia. Egal bei welchem Turnier“, kündigte Herbert an.
Er hielt früher Wort als sich das so manche Kritiker – und vielleicht sogar einige Köpfe im Verband selbst – vorstellen konnten. Klar, der Gastgeber eines Heim-Turniers spielt oft etwas über seinen Möglichkeiten und wird von den Fans durch die Spiele getragen. Aber dem 63-Jährigen ist es dennoch gelungen, in kurzer Zeit ein intaktes Team zu formen und seinen Anführer Dennis Schröder bei Laune zu halten.
Nun geht es darum, dieses sportliche Ausrufezeichen bei den kommenden Großereignissen (WM 2023, Olympia 2024) zu bestätigen. Nur wenige Spieler haben die 30 Jahre bereits überschritten, mit Ex-Münchner Maxi Kleber und Neu-Bayer Isaac Bonga hat man sogar noch zwei NBA-erprobte Spitzenkräfte in der Hinterhand. Das Team wird sich an dieser Leistung messen lassen wollen, aber, es auch müssen.
Und dennoch: niemand sollte davon ausgehen, dass Deutschland künftig immer im Halbfinale steht. Dafür ist die europäische Konkurrenz – Serbien, Slowenien und Griechenland werden auf Revanche sinnen – zu groß. Dazu kommen die weltweiten Großmächte USA, Argentinien und Australien.
Der Verband darf sich trotzdem über die historische Medaille freuen. Wie so oft, sollte er sich bloß nicht darauf ausruhen. Den viel zitierten und stets erhofften Boom wird es zwar auch im Basketball eher nicht geben, dafür ist und bleibt er zu sehr Nischensport, aber man kann den Erfolg nutzen, um wirtschaftliche Partner zu binden, seine Position beim Deutschen Olympischen Sportbund zu stärken und die Nachwuchsarbeit zu stärken.
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