Réthys Diagnose und der Massenbeschwörer Thomas Müller

von Redaktion

TV-Kritik

Sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt! Heute in 57 Tagen ist Fußball-WM. Und wer sich jetzt nicht eine gewisse Couch-Kondition aufbaut – für den kann es beim Turnier aus dem Hinterngrund ziemlich schmerzhaft werden. Stichwort Fußballschwielen bei Fußballspielen. Aber bevor wir abschweifen, beantworten wir die Fragen zum duften Ungarnspiel im Zweiten.

Analysiert Chris Kramer noch? Das ZDF hat eine Heidenangst, dass sein Analyse-Weltmeister weiter so gut spielt und dann vom Bundeshansi für Katar wegnominiert wird. Wir persönlich würden eh dafür plädieren, mehr Spieler von Erfolgsvereinen zur WM mitzunehmen, und weniger von Krisenklubs. Gestern war der Gladbacher Charmebolzen noch da. Er stellte klar, dass es zur Menschenrechtslage in Katar „keine zweite Meinung gibt“. Und er hatte eine interessante Theorie zu aufmüpfigen Fußballzwergen parat: „Wenn Union Berlin ein Land wäre, wäre es sicherlich Ungarn.“ Wann wechselt ihn Hansi ein?

Was gab’s an Gedöns? Thomas Müller zeigte sich ohne Uhr am Arm (sind alle geklaut) extrem ehrgeizig. Er fabulierte vom „Massenemotionalisieren“ und versprach: „Wir wollen die Nations League gewinnen.“ Bei dieser Ankündigung waren Millionen von Menschen an den TV-Geräten massenemotionalisiert. ZDF-Reporter Nils Kaben hatte mehr als 90 Minuten Zeit, sich einen klugen Bericht zu Katar zu überlegen, und er nutzte sie: „Es klebt Blut an stylischen Fassaden.“

Ist Béla Rethy schon in Rente? Nein, gottlob noch nicht. Béla, Legende und höchstwahrscheinlich unehelicher Bruder von Elton John, ist zwar schon 65, zieht sich aber erst nach der WM ins Retirium zurück. In Katar gilt ein letztes Mal: I’m still standing! Das nährt die Hoffnung, dass die sprachlich verhaltensauffällige Frau Neumann höchstens die Nachspielzeit von Ecuador – Senegal kommentieren darf. Gestern gab’s direkt nach der spektakulären ZDF-Serie „Bettys Diagnose“ sofort „Réthys Diagnose“. Gegen seine Mehr-oder-weniger-Landsleute von Union Ungarn war Béla gar nicht glücklich mit der Hansitaktik: „Nur die Bälle sind tief. Die Menschen warten.“ Solche entzückenden Gedanken werden seinen ZDF-Nachfolgenden in 100 Jahren nicht einfallen. Elton und die schwache Flick-Elf: I guess that’s why they call it the Blues.

JÖRG HEINRICH

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