München – Yasin Ehliz hätte auch sagen können: „Wir haben schnörkellos gespielt.“ Doch er ist gebürtiger Tölzer, es ist gerade Oktoberfestzeit, und beim 6:0-Sieg gegen die Augsburger Panther hatte er das Wiesn-Spezial-Trikot seines EHC München tragen müssen. Darum drückte er es so aus: „Wir haben nicht rumgezipfelt.“ Er schon gleich gar nicht: Zwei Treffer steuerte der 29-Jährige bei.
Die Geradlinigkeit im Spiel, wie Ehliz sie verkörperte, war Trainer Don Jackson wichtig. Denn das Derby lief von Beginn an in die Münchner Richtung, Augsburgs neuer Coach Peter Russell blickte bewundernd zu Jackson auf: „Das war eine richtige Lektion für uns.“ Leicht hätte die Überlegenheit des EHC dazu führen können, dass versucht wird, den Gegner mit kleinen Zaubereien vorzuführen – doch das unterließ München. Und genau so mag Jackson es: „Wir müssen ‘good habits’ entwickeln“, fordert er. Gute Angewohnheiten. „Wir sprechen in unseren Sitzungen oft darüber“, verrät Yasin Ehliz.
In der Vergangenheit hat Jackson die guten Gewohnheiten öfter vermisst. Gerade erst beim 5:2 über Mannheim vier Tage zuvor, da war er trotz des Resultats unzufrieden: „Wenn ich sehe, wie viele Chancen wir dem Gegner bei Kontern gestattet haben, war es eines unserer schwächsten Spiele seit Langem. Wir brauchten da schon eine fantastische Torwartleistung.“ Was zu tun ist: „Wir wollen die Gewohnheit zeigen, dass wir immer gleich spielen, ob es nun gut oder schlecht läuft. Entweder machen wir dann genauso weiter oder erholen uns schnell und finden zurück. Das ist nach den vergangenen Jahren, in denen wir zu kurz gekommen sind, unser Fokus“, erläutert Jackson.
Yasin Ehliz ist ein Spieler, der in Jacksons Augen vieles richtig macht. „Er wird von Jahr zu Jahr besser“, stellte er bereits in der Vorsaison fest, „und er war ja schon gut, als er zu uns aus Nürnberg kam.“ Wobei das nicht die direkte Wegführung war. 2018 versuchte Ehliz sich wie einige andere olympische Silberhelden in Nordamerika, nach nur vier Spielen bei Stockton Heat in der Farmteamliga AHL gab er auf, wechselte nach München, woraufhin Nürnberg sich ausgetrickst fühlte. Nach Anfangsschwierigkeiten ist er zur festen Größe geworden: „Dons Eishockey spielt mir in die Karten.“ Ehliz ist schnell, er liebt Zweikämpfe, die meisten gewinnt er – eine gute Angewohnheit.
GÜNTER KLEIN