Doha – Als Bundestrainer Hansi Flick (57) nach dem 1:2 gegen Japan auf mögliche Parallelen zum historischen WM-Vorrunden-Aus vor vier Jahren in Russland angesprochen wurde, bügelte er die Frage rigoros ab: „Ich war 2018 nicht dabei, das interessiert mich auch nicht. Ich blicke nach vorne.“ Thomas Müller (32) stand damals auf dem Platz – und sieht durchaus Vergleichbares. „Am Ende kommt hoch, dass die Situation eine ähnliche ist. Die Situation fühlt sich nicht gut an.“ Wir erklären, weshalb die aktuelle Situation stark an die WM 2018 erinnert.
Politische Diskussionen im Vorfeld: Kurz vor WM-Beginn entfachte vor vier Jahren ein Bild von Ilkay Gündogan (32) und Mesut Özil (34) mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (68) heftige politische Diskussionen. Während Özil zum Foto schwieg und nach dem Turnier seinen DFB-Rücktritt verkündete, nahm Gündogan noch im Trainingslager in Südtirol Stellung. Das Thema war trotzdem weiter omnipräsent. Abwehrspieler Niklas Süle (27) verriet jüngst in Katar, dass dieses Politikum seiner Meinung nach hauptverantwortlich für die damalige Blamage war. Dieses Jahr ist wegen dem Verbot der One-Love-Binde eine neue Diskussion abseits des Fußballs entbrannt – und die Nationalspieler haben sie mit ihrer „Mund-zu-Geste“ weiter befeuert. Der siebenköpfige Mannschaftsrat hat die Aktion beschlossen. Pikant: Nach Informationen unserer Zeitung waren nicht alle DFB-Kicker davon vollends überzeugt. Allerdings standen Kapitän Manuel Neuer (36) und Leon Goretzka (28) aufgrund ihrer öffentlichen Katar-Kritik massiv unter Druck.
Öffentliche Kritik der Führungsspieler: Die Rolle des Chefkritikers von Ilkay Gündogan nahm in Russland Mats Hummels (32) ein. Nach dem damaligen 0:1 gegen Mexiko kritisierte der heutige Dortmunder ebenfalls das Verhalten seiner Vorderleute: „Ich spreche das intern oft an, aber das fruchtet anscheinend noch nicht. Unsere Absicherung steht nicht gut, es sind oft nur Jerome (Boateng, Anm.d.Red.) und ich hinten. Ich verstehe nicht so ganz, warum wir das heute so gespielt haben.“ Wie Gündogan wollte auch Hummels mit seinen deutlichen Worten wachrütteln, ehe es zu spät ist.
Schwache Generalprobe: Die Generalprobe vor dem Abflug nach Russland war eine Testspiel-Pleite gegen Österreich (1:2) in Klagenfurt. Trotzdem gaben sich Spieler und Verantwortliche entspannt und betonten, dass so etwas beim Turnier nicht passieren werde. Es kam bekanntlich anders. Auch die diesjährige WM-Generalprobe gegen den Oman war alles andere als souverän. Erst ein später Treffer von Niclas Füllkrug (29) sorgte für den Sieg. Die Abwehr wackelte hier bereits bedenklich. Wahrhaben wollte das aber niemand. Sollte man bei der anstehenden Weltmeisterschaft immer 1:0 gewinnen, „juckt es mich überhaupt nicht, ob wir scheiße spielen“, erklärte der Gladbacher Jonas Hofmann damals.
Kader-Überraschungen: Joachim Löw (62) ließ seinerzeit den aufstrebenden Flügelspieler Leroy Sané (26) zu Hause, weil er mit dessen Einstellung nicht zufrieden war. Heuer schaffte es Hummels nicht ins Aufgebot, obwohl er im Vergleich zu Nico Schlotterbeck (23) und Süle der formstärkste BVB-Verteidiger ist. Gegen Japan hätte er dem Spiel gutgetan. bok, pk