Super-GAU für DFB-Elf

von Redaktion

WM-Aus: 4:2 gegen Costa Rica reicht nicht – Spaniens Schützenhilfe bleibt aus

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

Doha – Die Nachricht aus dem Khalifa-Stadion kam kurz nach der Halbzeit. 1:1, Ausgleich durch Japan, 2:1, Japan gegen Spanien in Führung. Als die Tabelle der Gruppe E in der 56. Minute im rund 50 Kilometer entfernten Al-Bayt-Stadion eingeblendet wurde, entgleisten bei den deutschen Fans auf der Tribüne und den Verantwortlichen am Rasenrand alle Gesichtszüge. Zwar stand es nach dem Treffer von Serge Gnabry (10.) 1:0 gegen Costa Rica, aber auch das währte nicht mehr lange. Der Ausgleich durch Yeltsin Tejeda fiel schnell, in der 59. Minute war das WM-Aus der DFB-Elf so gut wie besiegelt. Danach, Drama: 2:1 Costa Rica durch Juan Pablo Vargas (70.), Doppelpack Kai Havertz (73./85.), auch Niclas Füllkrug traf (89.). Aber selbst das 4:2 änderte nichts am Super-GAU: Hansi Flick und sein Team sind raus.

Die WM in Katar geht ohne Deutschland weiter – und trotz des Sieges ist das nicht unverdient. Flick sagte am ARD-Mikrofon: „Das Aus ist nicht heute entschieden worden, sondern in 20 Minuten gegen Japan, und in der Schlussphase gegen Spanien, wo wir auch hätten gewinnen können.“ Aber auch gestern taumelte man. Chancen im Minutentakt wurden in der starken ersten halben Stunde nach dem Gnabry-Tor nicht verwertet, stattdessen machte das eigene Unvermögen die spielerisch limitierten Costa Ricaner immer stärker. Am Ende stand der Sieg, der aber nicht half. Vom zweiten Vorrunden-Aus nach 2018 bleibt das Bild einer deutschen Elf, die viele Fragen beantworten muss.

Flick hatte lange über die Aufstellung gegrübelt. Zwar nahm der 57-Jährige im Vergleich zum 1:1 gegen Spanien nur eine Änderung vor – statt Thilo Kehrer stand Leroy Sané in der Startelf; allerdings zog er seinen Regisseur Joshua Kimmich aus der Kommandozentrale ab und beorderte ihn nach rechts hinten. Zuletzt hatte der Bayer 2014, beim Vorrunden-Aus gegen Südkorea, auf dieser Position agiert. Diesmal sollte er den K.o. nach drei Spielen verhindern – das gelang nicht.

Das deutsche Spiel gegen die tiefstehende Fünferkette war anfangs variabel und durchdacht, wie schon gegen Japan aber fehlte oft die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Obwohl die beiden Außen Kimmich und David Raum viel flankten und die Offensive um Gnabry, Jamal Musiala, Sané und Thomas Müller (der den Vorzug vor Füllkrug erhalten hatte) kreativ war, blieb der erhoffte Torreigen aus. Musiala hatte die ersten Chancen (2./8.), Müller vergab eine 100-prozentige per Kopf (10.), ehe immerhin der starke Gnabry Erfolg hatte. Musiala bediente den aufgerückten Raum, der Gnabry am ersten Pfosten sah: Kopfball aus sieben Metern – 1:0.

Deutschland gab weiterhin den Ton an, Neuer – in seinem 19. WM-Spiel und damit alleiniger Rekord-Torhüter – hatte lange wenig zu tun. Aber weder Goretzka (14.) noch Gnabry (21./40), Kimmich (35.) und Musiala (36.) sorgten für Sicherheit. Und so war klar, dass Costa Rica alle Träume zerstören kann. Fast passiert durch Keysher Fuller vor der Pause – Neuer rettete sensationell. Und danach wurde es vogelwild.

Japan glich aus und ging in Führung, die DFB-Elf strauchelte. Fuller zu Waston, Neuer ließ abtropfen, Tejeda war zur Stelle. Flick brachte alle Offensivkräfte, die er hatte. Ein Freistoß erreichte Vargas, 2:1. Füllkrug bediente Havertz, 2:2, Gnabry flankte auf Havertz, 3:2, Sané hatte ein Auge für Füllkrug, 4:2. Aber beim Blick aufs Khalifa-Stadion blieben die Gesichtszüge entgleist. Heute, 14 Uhr, geht’s heim.

Artikel 1 von 11