„Mein erstes Wort war Pferd“

von Redaktion

INTERVIEW Lisa Müller über ihre Reitanfänge, das Züchten und Pferd International

Gut Wettlkam – Sie gehört zu den erfolgreichsten Dressurreiterinnen in Bayern: Lisa Müller. Seit Jahren betreibt sie mit ihrem Mann, Bayern-Star Thomas Müller, das Gestüt Gut Wettlkam bei Otterfing im Landkreis Miesbach. Das Paar ist auch in diesem Jahr wieder Namenspatron der Gut-Wettlkam-Dressurarena auf der Pferd International, die noch bis Sonntag in Riem stattfindet. Bei Süddeutschlands größtem Pferdefestival stellt Müller drei ihrer Top-Pferde vor. Im Interview mit unserer Zeitung spricht die 33-Jährige über ihre Reitanfänge, wie sie und ihr Mann zum Züchten gekommen sind und ihre sportlichen Ziele.

Frau Müller, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Besuch auf der Pferd International?

Ja, ich war das erste Mal mit 13 Jahren dort. Mich hat Pferd International schon immer begeistert, vom Sport über Shows bis hin zum Shopping.

Wie fühlt es sich an, jetzt selbst im großen Viereck die schwersten Dressurprüfungen zu reiten?

Das ist natürlich unbeschreiblich. Aber der Weg dorthin ist lang und die Erfolge kommen nicht von heute auf morgen, deshalb hat sich das etwas normalisiert. Die Pferd International ist aber ein Turnier mit ganz eigenem Charme. Die Veranstaltungen steht immer mit großem Ausrufezeichen in meinem Kalender.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Pferde?

Ich war immer schon von Pferden fasziniert. „Pferd“ war, glaube ich, das erste Wort, das ich sprechen konnte. Mein Opa hat direkt neben einer Pferdekoppel gewohnt und mir mit 14 Jahren mein erstes Pferd Picaro gekauft. In den Ferien durfte ich immer im Stall mithelfen und auf Turnieren unterstützen – ab dann habe ich mich auch intensiver für den Dressursport interessiert.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Turnier erinnern?

Ja klar, da war ich noch eine Jugendliche und sehr aufgeregt. Die Prüfung fand ganz früh morgens in einem Reitstall in Lanzenhaar bei Sauerlach statt. Damals war auf einer Wiese ein Viereck abgesteckt, das kennt man so gar nicht mehr.

Heute leben Sie nur ein paar Kilometer von dem Ort entfernt, an dem Ihre Turnierkarriere begonnen hat und arbeiten als Profi-Dressurreiterin. Wie sieht Ihr Alltag aus?

Ich sitze um acht Uhr in der Früh auf dem ersten Pferd und bin gegen 15 Uhr fertig mit dem reiten. Dann geht es nach Hause, mal kurz die Füße hochlegen und entspannen. Am Nachmittag kümmere ich mich um das Drumherum im Stall – Futterbestellungen, Mitarbeiterbesprechungen. Um 18 Uhr ist dann meist Feierabend, und dann falle ich auch ziemlich schnell müde ins Bett.

Im Gegensatz zu anderen Sportarten arbeitet man beim Reiten mit einem anderen Lebewesen zusammen. Was bedeutet das für Sie?

Genau das macht es so besonders. Man hat eben keinen Tennisschläger, den man nur richtig spannen oder einen Fußball, der aufgeblasen werden muss. Das Pferd hat genauso wie der Mensch Tage, an denen es schlechter oder besser drauf ist. Deshalb muss ich als Reiter versuchen, dass sich unsere Vierbeiner rundum wohlfühlen.

Seit 2021 ist Ihr Gestüt auch offiziell eine Hengststation. Wie kamen Sie zum Züchten?

Mein Mann hat genauso wie ich Spaß an den Pferden, doch reiten ist etwas zu gefährlich, deshalb fing er mit dem Züchten an. Sein damaliger Co-Trainer Hermann Gerland ist auch leidenschaftlicher Züchter und hat ihm anfangs einige Tipps gegeben. Durch Zufall sind wir 2020 auf der Suche nach einem Nachwuchspferd für mich auf D’avie, einen Deckhengst, der Doppelweltmeister in jungen Jahren war, gestoßen. Thomas hat gleich gesagt, dass wir so ein gutes Pferd nicht kastrieren können. Weggeben zu einer Hengststation wollten wir ihn auch nicht, deshalb haben wir uns dazu entschieden, eine eigene Deckstation zu eröffnen. Wenig später hat Thomas neben D’avie FRH noch die beiden Hengste Bowmore und Feliciano gekauft.

Ist es Ihr Traum einmal mit einem selbst gezüchteten Pferd im Grand Prix zu starten?

Ein Traum ist das, aber ein Pferd für die großen Turniere zu züchten, ist schwer und selten. Ein Weltmeister gepaart mit einer Weltmeisterin ergibt nicht gleich ein Top-Pferd. Ein Dressurpferd auf höchstem Niveau muss gewissen körperliche Voraussetzungen mitbringen, ganz wichtig ist aber der Kopf und die Einstellungen.

Zurück zur Pferd International: Sie starten mit D’avie FRH zum ersten Mal im CDI 5*. Lässt er es sich auf dem Turnierplatz manchmal anmerken, dass er noch Hengst ist?

Da bin ich zum Glück verwöhnt. D’avie hat einen so ausgeglichenen Charakter. Selbst wenn er auf dem Turnier einigen Stuten über den Weg läuft, bleibt er entspannt und auf das sportliche fokussiert.

Im CDI 3* treten Sie gegen Ihre Trainerin Isabell Werth an.

Wir sind schon ein paar Mal gegeneinander geritten. Das macht mir immer Spaß. Wir spielen im selben Team und ich kann stark von ihrer Turniererfahrung profitieren.

Interview: Laura Forster

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