Manchester – Erling Haaland genoss den Einzug ins Endspiel mit der norwegischen Fahne über den breiten Schultern, auf der Anzeigentafel stand in großen Lettern „Istanbul“. Nach dem berauschenden Auftritt von Manchester City gegen den gedemütigten und entthronten Titelverteidiger Real Madrid geht das Team um die norwegische Fußball-Naturgewalt als Favorit in das Finale gegen Inter Mailand am 10. Juni in der türkischen Metropole am Bosporus. „Ein Museumsstück. Der nächste Schritt näher an die Endgültigkeit, an die Unsterblichkeit“, schrieb der britische „Guardian“ nach der City-Gala gegen die Königlichen.
Es war eine herbe Klatsche für Real – „definitiv“, wie auch der deutsche Mittelfeldstar Toni Kroos einräumen musste. Das 0:4 (2:0) im Rückspiel tat weh, der Traum von seinem insgesamt sechsten Champions-League-Titel war für Kroos auf schmerzvolle Weise geplatzt. Gegen die wie entfesselt aufspielenden Gastgeber ging für Real nach dem 1:1 im Hinspiel diesmal gar nichts. „Es ist logischerweise nicht so, dass wir nicht wollten“, betonte Kroos. Doch die Königlichen konnten einfach nicht mithalten. Manchester City war zu stark. Die City-Spieler seien schwer zu greifen gewesen, erklärte Kroos. „Wir waren oft ein, zwei Meter weg.“
Es war tatsächlich eine Machtdemonstration von Manchester City. „Was für ein wunderbarer Abend“, schrieb Kapitän Ilkay Gündogan in den Sozialen Medien. Er sei „so STOLZ auf diese Mannschaft“, teilte der deutsche Nationalspieler mit.
Real hatte es Torwart Thibaut Courtois zu verdanken, dass die Partie nicht noch mehr zur Demütigung wurde, als er unter anderem zweimal grandios gegen Haaland parierte. Bernardo Silvas schon vorentscheidenden Doppelpack (23. Minute, 37.) im ersten Durchgang konnte aber auch der Belgier nicht verhindern. „Ich glaube, nicht viele Teams schaffen das gegen Real Madrid“, sagte Manchesters Jack Grealish bei BT Sport zur Leistung seines Teams. Auch in der zweiten Halbzeit dominierte ManCity. Reals Eder Militao (76.) unterlief unter dem Druck der Gastgeber ein Eigentor, Julian Alvarez (90.+1) setzte den Schlusspunkt.
Zweimal gewann Trainer Pep Guardiola mit dem FC Barcelona die Champions League, mit Manchester City steht er nun zum zweiten Mal im Finale. Seit 2016 trainiert der Ex-Bayern-Coach den Club – die Krönung auf höchster europäischer Bühne blieb bislang aus. Der Auftritt seines Teams gegen Real war für das Boulevardblatt „The Sun“ aber schon mehr als nur ein Halbfinalsieg für Pep Guardiolas Manchester City. „Es war die Nacht, in der eine siebenjährige Herrschaft ihren Gipfel erreicht hat, als die Perfektion aufflackerte und der unmögliche Traum vom Triple zur Wahrscheinlichkeit wurde.“ In der Tabelle der Premier League liegt Titelverteidiger Manchester City vorn, im FA-Cup kommt es zum Stadt-Duell im Finale gegen United.
Der Coach selbst dachte noch mal an das Aus gegen Real im Halbfinale vor einem Jahr und betonte, dass man bereits einen Einzug ins Finale der Champions League feiern müsse. Nur: „Leider haben wir keine Zeit, weil wir am Sonntag die Premier League gewinnen können“, konstatierte Guardiola. Einen Tag mit den Familien gönnte er seinen Spielern aber am Donnerstag doch. Sie hatten es sich wahrlich verdient.
Real-Trainer Carlo Ancelotti war nach der Abreibung bedient, meinte etwas später aber: „Man darf kein Drama daraus machen. Das ist Fußball. Wir haben heute gegen einen Gegner gespielt, der den Sieg verdient hat.“ Die Pleite sei auch „ein Schritt auf dem Weg, es im nächsten Jahr besser zu machen“. dpa