„Noch ist es nicht vorbei“

von Redaktion

Bayern hoffen nach Pleite gegen Leipzig auf Happy End im Meisterschaftskampf

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Uli Hoeneß konnte den vermeintlichen Meister-K.o. seines FC Bayern gegen RB Leipzig nicht mit ansehen. Das 1:3 (1:0) verfolgte der Ehrenpräsident auf der VIP-Tribüne der Allianz Arena, flankiert von seinem einstigen kongenialen Führungspartner Karl-Heinz Rummenigge und Ehefrau Susi. Mit fast geschlossenen Augen und ungewöhnlich stoischer Ruhe ließ er die Niederlage über sich ergehen. Sein Blick von oben herab mit zusammengepressten Lippen sprach Bände: Dieser Auftritt ist eines FC Bayern unwürdig. Hinter den Kulissen tüftelt der Patron bereits eifrig, um dem deutschen Rekordmeister wieder auf allen Ebenen das Mia-san-mia-Gen einzuimpfen. Doch diese Saison bleibt dem bayerischen Vorzeige-Club nichts anderes übrig, als auf einen allerletzten Ausrutscher des Titel-Konkurrenten Borussia Dortmund zu hoffen. Denn mit einem Sieg am letzten Spieltag zu Hause gegen Mainz wäre der BVB Meister. Nach dem Dortmunder 3:0 gegen Augsburg am Sonntag haben die Schwarz-Gelben alle Trümpfe in der Hand – und die diesjährige Titel-Taktik des FC Bayern wird daher notgedrungen zur Durchhalteparole: Es ist noch nicht zu Ende.

„Es ist bitter, jetzt haben wir es nicht mehr in der eigenen Hand. Jetzt sind wir abhängig von Ergebnissen auf anderen Plätzen. Noch ist es nicht vorbei. Es ist dann vorbei, wenn der Schiedsrichter das Spiel in Köln abgepfiffen hat“, gestand Bayern-CEO Oliver Kahn und blickte auf das letzte Saisonspiel am Samstag (15.30 Uhr, Sky) in der Domstadt voraus.

Der Titan zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Mannschaft die Riesen-Chance, aus eigener Kraft deutscher Meister zu werden, so weggegeben hatte. Trotzdem: Sein Glaube, versicherte Kahn, sei immer da. „Dafür habe ich zu viele Meisterschaften erlebt, die wir am letzten Spieltag gewonnen haben. Ich werde jetzt hier den Teufel tun und irgendetwas abschenken!“ Und Vereinsikone Thomas Müller, der mit seinem Teamkollegen Samstagabend mit dem Rücken zur Trophäen-Wand stand, schöpft Hoffnung aus den Zeiten, als er selbst in der Südkurve stand: „Ich bin gerade richtig überzeugt: Wenn wir alles in diesen letzten Spieltag legen, dann habe ich schon genügend erlebt – hauptsächlich natürlich als Fan, als die Meisterschaften jedes Jahr sehr eng waren und am letzten Spieltag entschieden wurden.“

Aber hätten die Bayern den Titel nach der erschreckend schwachen Rückrunde überhaupt verdient? Müller: „Wer am Ende oben steht, hat sich die Schale verdient. Der hat sich gegen alle Konkurrenten durchgesetzt.“ Im nächsten Satz machte der Offensivspieler allerdings keinen Hehl daraus, dass die Münchner selbst mit dem Gewinn der Meisterschaft diese Saison unter ihren eigenen Erwartungen geblieben sind: „Aber das wäre mir völlig egal.“

Sportvorstand Hasan Salihamidzic war vor der Saison freilich überzeugt, dass sein für viel Geld zusammengestellter Kader auch titelreif ist. Ausgerechnet nach dem Abgang von Stürmer Robert Lewandowski droht die erste titellose Saison seit elf Jahren – trotz der Verpflichtungen teurer Superstars wie Sadio Mané oder Matthijs de Ligt. Auf die kommende Spielzeit angesprochen wirkte Salihamidzic nachdenklich: „Man muss sehen, wie es weitergeht. Ich stehe hinter der Mannschaft und den Jungs. Wir werden uns nach der Saison zusammensetzen und schauen, was auf dem Transfermarkt gemacht werden muss. Es sind auf jeden Fall ein paar Themen da.“ Und dann mischt auch Hoeneß wieder kräftig mit. Vielleicht sogar mit altbekannten Gesichtern …

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