Auf und nieder, immer wieder

von Redaktion

Die Wiesn ist vorbei, aber die Löwen fahren in der Liga weiter Achterbahn – auch in Ulm

VON JOHANNES OHR

München – Wer die Löwen gestern trainieren sehen wollte, sah zunächst: nichts! Am Tag nach der 0:1-Pleite in Ulm gab es offenbar viel zu besprechen an der Grünwalder Straße 114.

Für 10.30 Uhr war eine öffentliche Trainingseinheit angesetzt. Doch die zwei Fans, die pünktlich vor Ort waren, mussten sich noch bis 11.48 Uhr gedulden, ehe Trainer Maurizio Jacobacci (60) als erster aus der Kabine schritt und mit versteinerter Miene den Platz betrat. Die Stimmung bei den Löwen? Frostig und am Tiefpunkt – wieder einmal. Denn für Sechzig geht es in der 3. Liga emotional und in der Tabelle ständig hoch und runter. Nach einer Achterbahn-Serie von zwei Siegen, vier Schlappen und zwei Siegen setzte es in Ulm nun erneut eine Niederlage. Konstanz? Bei den Löwen heuer ein Fremdwort. Gründe dafür gibt es einige.

Haarsträubende Patzer: Gegen Lübeck (1:2) war es ein Kopfball von Fabian Greilinger ins eigene Netz, in Sandhausen (0:3) ein unnötiger Ballverlust von Albion Vrenezi, in Ingolstadt (1:2) ein verunglückter Rückpass von Tim Rieder und in Ulm ein Fehlgriff von Keeper Marco Hiller, als sich eine Flanke – vermutlich wegen einer Windböe – hinter ihm ins Tor senkte. Dass sich die Mannschaft mit eigenen Fehlern regelmäßig selbst ins Knie schießt, zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Jede noch so kleine Entwicklung wird so torpediert.

Stockendes Offensivspiel: Bis auf einen Fernschuss von Eroll Zejnullahu spielte sich Sechzig in Ulm keine Torchance heraus. Nicht das erste Mal, dass es in der Offensive stockt. Vor allem Stürmer Joel Zwarts (drei Tore) hängt viel zu oft in der Luft. Jacobacci begründete die Harmlosigkeit mit Ungeduld. „Wir haben es mit der Brechstange versucht und das müssen wir ganz klar korrigieren, um eben dann gegen einen Gegner, der so defensiv steht, über die Seiten mit Flanken zu Abschlüssen zu kommen“. Doch in diesem Bereich hängt auch der Trainer selbst voll mit drin.

Kein Plan B: Tut sich die Mannschaft schwer, fehlt von der Ersatzbank oft ein (taktischer) Impuls. Auch das ein bekanntes Muster. Einen Rückstand zumindest mal auszugleichen, schaffte Sechzig in dieser Saison bislang noch nicht. „Es ärgert mich, dass wir es nicht hinkriegen, auch mal einen Rückstand aufzuholen. Da haben wir heute nicht die Mittel gefunden“, ärgerte sich Kapitän Jesper Verlaat. Dass Jacobacci nach dem Spiel mit dem Wind („Der war in der zweiten Halbzeit nicht mehr da, wir haben dann also nicht mit dem Wind gespielt und Ulm musste nicht dagegen spielen“) und der auch von den Löwen-Fans gezündeten Pyrotechnik („Das war für unsere Mannschaft nicht optimal“) haderte, wirkte wie die Suche nach einem Alibi.

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