Zieht Audi den Stecker, bevor es losgeht? In der Formel 1 sorgt der Sportwagenhersteller rund um den GP von Mexiko (nach Redaktionsschluss) für schwere Turbulenzen. Hintergrund: Laut Spiegel stehen die Ingolstädter davor, das für 2026 geplante Formel-1-Projekt zu beerdigen. Im Fahrerlager gibt es schon seit Ende Juni Gerüchte, nachdem Audi-Vorstand Markus Duesmann den Einstieg vollmundig verkündet hatte – er hatte das Engagement angeblich im Alleingang durchgeprügelt. Mittlerweile ist Duesmann seinen Job los, sein Nachfolger Gernot Doellner soll kein Formel-1-Fan sein – und er hat vom Mutterkonzern VW einen klaren Sparauftrag.
Und deswegen wird nun gerechnet. Kernfrage: Ist ein Ausstieg vielleicht sogar teurer als ein Einstieg? Der Kaufvertrag für 75 Prozent des Sauber-Teams ist unterschrieben, 25 Prozent des Teams übernommen. Dazu wurde Ex-McLaren-Teamchef Andreas Seidl installiert, der direkt mit der Akquise von Ingenieuren aus England begonnen hat. Etwa 50 wurden bereits rekrutiert, bis auf 900 Mitarbeiter soll die Chassisfabrik aufgestockt werden. Der Motor lief angeblich sogar schon auf dem Prüfstand. Kurzum: Audi hat schon rund 500 Millionen Euro ausgegeben! Bei einem Ausstieg kämen Strafzahlungen im hohen zweistelligen Millionen-Bereich an Noch-Teambesitzer Finn Rausing dazu – dann wäre Audi raus.
Die Gegenrechnung sieht so aus: Die Anschubfinanzierung ist der größte Batzen, ab 2026 sind die Ausgaben dank der Budgetgrenze auf 155 Millionen beschränkt, für den Motor-Bau auf 130 Millionen. Mit Sponsoren und F1-Einnahmen ist man schnell in der Gewinnzone – inklusive weltweiter Werbung.
Fragt sich, woher die Gerüchte seit dem Sommer stammen. Eine Variante: Die F1-Konkurrenz aus England befeuert sie, um abwanderungswillige Techniker zu halten. Insider berichten, dass das Projekt auch intern noch nicht gestorben ist, es steht lediglich auf dem Prüfstand. Der Test müsste eigentlich ergeben, dass sich ein Ausstieg jetzt nicht mehr lohnt. Aber: Am Ende entscheiden Menschen – und die haben Vorlieben. Auch eine Übernahme durch die zweite VW-Tochter Porsche ist im Spiel. Ausgang offen – wie jedes F1-Rennen.
RALF BACH