Stürmischer Skiweltcup-Auftakt

von Redaktion

Klima-Debatten reißen auch wegen FIS-Präsident Eliasch nicht ab – nur ein Rennen beendet

VON THOMAS JENSEN

Sölden – Durch den Wind aufgewirbelter Schnee statt in der Sonne funkelndes Weiß. Kapuzen-Gestalten statt einer strahlenden Siegerin. Während der Weltcupstart in Sölden am Samstag noch Postkartensport mit der triumphierenden Schweizerin Lara Gut-Behrami hervorgebracht hatte, war die Stimmung am Sonntag getrübt. Der Männer-Riesenslalom wurde wegen zu starken Winds im ersten Lauf abgebrochen. Und die Hoffnungen der Offiziellen, dass ein Skifest die Debatten rund um den Gletscher und den Termin des Auftakts überlagern würde, wurden über die Gipfel der Ötztaler Alpen fortgeweht.

Das lag allerdings nicht nur am Wind. Und nicht an den Klimaaktivisten, die am Morgen die Straße blockiert hatten. Sondern an FIS-Präsident Johan Eliasch, der sich aus der Ferne meldete. Während sich die Veranstalter an einem Zuschauerrekord für den Damen-Riesenslalom erfreuten (15 400 Fans) und Gut-Behrami ihren Sieg vor der Italienerin Federica Brignone (+ 0,02 Sekunden) und der Slovakin Petra Vlovha (+ 0,14) analysierte, machten die Äußerungen Eliaschs längst die Runde. Offiziell hieß es, der 61-jährige Präsident sei wegen einer „privaten Angelegenheit“ nicht da – dem Vernahmen nach weilte der britisch-schwedische Funktionär in Thailand. Der Wirkung des Interviews im ORF schadete das nicht. Dort hatte er gesagt: „Ich verstehe nicht, wer sich im Oktober für Skirennen interessiert und warum wir auf Gletschern ohne Schnee fahren. Ich hoffe, dass der ÖSV offen ist für eine Verlegung nach hinten.“ Das verwunderte. Nicht zuletzt wegen der Entscheidungshoheit der FIS über den Kalender. Sondern auch, da er sich noch 2022 – als es bereits Kritik am frühen Start gegeben hatte – ganz anders geäußert hatte, etwa bei Laola1: „Das Saison-Opening in Sölden gibt es schon so lange und es ist eine Institution. Das Problem ist nicht der Termin.“

„Überrascht“ von Eliaschs Kurswechsel ist auch die Präsidentin des Österreichischen Skiverbands Roswitha Stadlober. Sie gab zu erkennen, für einer Anpassung offen zu sein, sagte aber: „Wenn wir uns alle an einen Tisch setzen, ist auch die FIS gefordert.“ Auch der Präsident des Organisationskomitees und Chef der Bergbahnen Sölden Jakob Falkner sagte, man sei „flexibel“, hielt aber fest: „Wir wollen ein Skifest, ein Opening. Oder wir lassen es bleiben.“

Irritiert reagierte auch DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier: „Das ist mehr als suspekt. Er ist der, der immer noch früher starten wollte.“ Maier, der schon oft für einen späteren Start plädiert hatte, sagte: „Frustrierend, wie sehr der Sport dadurch in den Hintergrund rückt.“

Sportlich sah er dennoch einen Grund zur Freude. Der beim Abbruch einzig bereits gestartete Deutsche Fabian Gratz (26/Altenau) lag auf Rang 22, hätte sich wohl für Durchgang zwei qualifiziert. „Das zeigt, dass wir nicht abgehängt sind“, sagte Maier. In Führung lag der Österreicher Marco Schwarz vor dem Schweizer Marco Odermatt.

Emma Aicher (19/Mahlstetten) hatte am Samstag Lauf zwei verpasst. Etwas enttäuscht hatte auch US-Star Mikaele Shiffrin als Sechste.

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