Es sollte ein versöhnlicher Jahresabschluss werden. Mit dem 2:1 in Wolfsburg kann der FC Bayern beruhigt in die Winterpause gehen. Durch den dritten Sieg in Folge kehrt zumindest über die Feiertage ein bisschen Ruhe ein – und die hat der Verein dringend nötig. Schließlich bot das Jahr 2023 genügend Störfeuer: Die Posse um Manuel Neuer und seinen Torwarttrainer Toni Tapalovic, die Entlassungen von Julian Nagelsmann, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn, die alle nicht ohne Nebengeräusche abliefen. Und nicht zuletzt krachende Betriebsunfälle wie die Niederlagen in Saarbrücken oder Frankfurt.
Seit Thomas Tuchel die Mannschaft im März übernommen hat, war er vor enorme Herausforderungen gestellt. Durch das schnelle Ausscheiden in der Champions League und dem DFB-Pokal hatte er alles andere als einen leichten Start, obwohl ihn daran wenig Schuld traf. Und auch im Sommer fehlte ihm bis zum letzten Tag die Planungssicherheit, wie sein Kader für die neue Saison aufgestellt ist. Stichwort: Joao Palhinha und der Deadline Day.
Im Laufe der Hinrunde ist es dem Trainer aber gelungen, seine Idee von Fußball auf die Mannschaft zu übertragen: Es geht ihm nicht um Hurra-Fußball, sondern darum, die Spiele zu gewinnen – und diesem Ziel ordnet er alles unter. Tuchel setzt auf Pragmatismus, wie die Duelle gegen Stuttgart und Wolfsburg gezeigt haben: Innerhalb von drei Tagen hat sein Team eine 180-Grad-Wendung vollführt. Wurde gegen den VfB erstmals seit langer Zeit auf Konter gespielt, setzte die Mannschaft schon in Wolfsburg wieder auf Ballbesitz und Dominanz. Bemerkenswert ist dabei, wie gut die Ausfälle auf der Doppelsechs aufgefangen wurden und mit welchem Selbstverständnis die Offensive um Kane, Müller, Sané und Musiala agiert.
Dass nun ein paar Tage Ruhe einkehren, tut gut. Nicht nur den Verletzten, die Zeit zur Genesung bekommen, sondern auch den Bossen, die danach in die Transfer-Offensive schalten. Sollte im Januar endlich der geforderte Innenverteidiger und vielleicht sogar die lang ersehnte „Holding Six“ kommen, darf man gespannt sein, wie sich das Meisterschaftsrennen und vor allem der Weg in der Champions League entwickeln. Thomas Tuchels Pragmatismus könnte dabei zum Trumpf werden – wenn der Verein keine neuen Störfeuer legt.
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