Abschied für immer: Kerber gab bis zum Schluss alles. © IMAGO
Völlig entkräftet winkte Angelique Kerber noch einmal ins Publikum, bevor sie die Tennis-Bühne ein letztes Mal verließ. Nach einem würdigen Abschluss tritt die Ausnahmespielerin ohne Medaille bei den Sommerspielen in Paris ab. Das olympische Viertelfinale gegen die Chinesin Qinwen Zheng wird als dramatisches finales Match der 36-Jährigen in die Sport-Geschichte eingehen. Beim 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (6:8) bewies Kerber noch einmal ihren immensen Kampfgeist.
„Ich habe mein Herz hier in Paris gelassen. Es ist vorbei. Aber ich liebe es, Tennis zu spielen, und diese Atmosphäre: besser hätte man sich kein letztes Spiel vorstellen können“, schwärmte Kerber bei Eurosport. Die Niederlage bedeutete zwar, dass die einstige Nummer eins der Welt ihre Karriere ohne den märchenhaften Medaillencoup beendet. Ein großer Abgang ist der erfolgreichsten deutschen Tennisspielerin seit Steffi Graf dennoch geglückt. Im dritten Satz führte die deutsche Hoffnungsträgerin noch mit 4:1 und 6:5, ausgelaugt von der Hitze konnte sie die Führung aber nicht halten.
Auch die Zuschauer versuchten, ihr mit „Angie, Angie“-Rufen zu helfen. Mit allem Mut wehrte sie im Tiebreak noch einmal drei Matchbälle in Serie ab. Doch nach 3:04 Stunden blieb das Happy End aus. „Der Tiebreak allgemein war schon sehr emotional“, berichtete die Kielerin. Dass es das letzte Match war, versuche sie noch ein wenig von sich zu schieben.
„Ich kann es im Moment noch gar nicht realisieren“, gestand die prominenteste deutsche Tennisspielerin der vergangenen Jahre. Das werde sie wohl erst „in zwei, drei Tagen“ oder „vielleicht in zwei, drei Wochen“. „Aber es sind viele Emotionen. Als ich aus der Kabine rauskam, war es schon nicht so einfach.“
Boris Becker gratulierte zu einer „einzigartigen Karriere“ und schrieb auf X: „Du hast heute nochmal alles auf dem Platz gelassen (wie immer) und kannst stolz auf deine Leistung sein! Wir werden dich sehr vermissen. “Kerber ist inzwischen Mutter einer rund 17 Monate alten Tochter. Ihr Comeback nach der Babypause gestaltete sich über Monate schwierig und war lange von schwachen Ergebnissen geprägt. Erst nach der Ankündigung, dass die Sommerspiele ihr letztes Turnier werden, spielte Kerber befreit auf.
Zverev bleibt als einzige deutsche Hoffnung
Sie werde in jedem Punkt und in jedem Spiel noch einmal alles aus sich herausholen, hatte Kerber in den vergangenen Tagen gesagt. Und ließ dem eindrucksvoll Taten folgen, auch wenn es am Ende knapp nicht reichte.
Die Niederlage bedeutete, dass die einstige Nummer eins der Welt ihre Karriere ohne den märchenhaften Medaillencoup beendet. Alexander Zverev bleibt nach seinem 7:5, 6:3 gegen den Australier Alexei Popyrin einziger deutscher Tennis-Hoffnungsträger für eine Olympia-Platzierung unter den Top Drei. Der Tokio-Olympiasieger kann am Donnerstag mit einem Sieg gegen den Italiener Lorenzo Musetti ins Halbfinale einziehen.
DPA