Kurzer Auftritt: Kingsley Coman wurde ein- und wieder ausgewechselt. Er fällt bis Jahresende aus. © IMAGO
Schmerzhafter Aufprall: Thomas Müller verbrachte die Nacht auf dem Wärmekissen, der Rücken zwickte. © IMAGO
München – Natürlich wäre in der ersten Reihe ein Plätzchen für ihn frei gewesen – aber Vincent Kompany hatte schon am Tag vor der Jahreshauptversammlung angekündigt, am zweiten Advent nicht unter den Gästen in der Rudi-Sedlmayer-Halle zu sein. „Das ist eine sehr deutsche Sache“, hatte der Trainer des FC Bayern nach dem 4:2 (1:0) gegen den FC Heidenheim gesagt und sich über Nacht nicht umentschieden. Drei Tage vor dem nächsten Spiel – am Dienstag (21 Uhr) geht es auf Schalke in der Champions-League-Ligaphase gegen Donezk – da gab es wichtigere Dinge zu tun, als fünf Stunden den Bossen zu lauschen. In erster Linie: eine Bestandsaufnahme, denn die Bayern gehen spätestens seit Samstag am Krückstock in den Jahresendspurt.
Der warme Applaus aus der Halle erreichte den Coach trotzdem, während er auf dem Trainingsplatz durchzählte. „Eine Inventur“ hat Thomas Müller in typischer Thomas-Müller-Manier angekündigt: „Und dann schauen wir mal.“ Aber die Nachrichten, die gleich am Sonntag in der Früh verbreitet wurden, verhießen nichts Gutes. Zusätzlich zu den Langzeitverletzten Hiroki Ito (Reha nach Mittelfußbruch), Josip Stanisic (Reha nach Knie-OP), Joao Palhinha (Muskelbündelriss) und Harry Kane (Muskelfaserriss) mussten sich nach dem Sieg, mit dem die Bayern ihren Vorsprung an der Tabellenspitze auf sechs Punkte ausbauten, Kingsley Coman und Alphonso Davies jeweils mit einem Muskelfaserriss im linken hinteren Oberschenkel für die letzten drei Spiele des Jahres abmelden. Fraglich sind zudem weiterhin Manuel Neuer (Rippenprellung), Serge Gnabry (Knie-Probleme), Mathys Tel (krank) und Müller selbst. Der Routinier war nach einem Fallrückzieher am Samstag hart gelandet: „Die Bewegungen waren nicht mehr ganz rund nach der Halbzeit.“
Die Nacht verbrachte er auf dem Wärmekissen – und auch die anderen Angeschlagenen versuchten irgendwie, für das letzte Königsklassenspiel 2024 wieder fit zu werden. Nichtsdestotrotz ist klar, dass Kompany zur Rotation gezwungen sein wird, wie auch schon gegen Heidenheim. Ob Neuer wieder zwischen den Pfosten stehen kann, müsse man etwa „von Tag zu Tag schauen“, hatte Max Eberl gesagt, denn die Rippe schmerze den Keeper doch sehr. Müller, der Kane ersetzte, kündigte zwar an, dass es „wahrscheinlich wieder gehen“ werde, aber die medizinische Abteilung muss dennoch an allen Ecken und Enden helfen, um eine schlagkräftige Truppe auf den Rasen zu bringen. Das Ziel ist klar: Als Tabellen-13. muss der nächste Sieg her, um den direkten Einzug ins Achtelfinale nicht aus den Augen zu verlieren.
Donezk steht auf Platz 23, ein Dreier ist Pflicht – das war er auch gegen Heidenheim. Es war kein absolutes Glanzstück, zweimal führten Abwehrfehler zu Gegentoren. Trotzdem sprach Eberl von einem „guten Wochenende“, während Müller lobte „die Art und Weise nach so einem Rückschlag – mit dieser Energie“. Der Wille war da, aber es brauchte vor allem mal wieder Jamal Musiala für den Sieg. Der 21-Jährige kam, sah und traf (56./90.+1), nachdem Dayot Upamecanos 1:0 (18.) zuvor ausgeglichen worden war. Auch Leon Goretzka war erfolgreich (84.), ansonsten aber blieb die neu formierte Offensive trotz 988 Pässen blass. Nicht ohne Grund sagte Müller: „Wenn die Gegner stärker werden, wird die Effizienz wichtiger.“
Wer am Dienstag randarf, werden die nächsten Stunden zeigen. Immerhin versprach Kompany via Video: „Wir werden alles geben, das Jahr erfolgreich zu beenden und Euch 2025 viel Freude zu bereiten.“ Zur Not am Krückstock.
HANNA RAIF, MANUEL BONKE