Je einen Saisonsieg haben Norris (li.) und Piastri schon auf dem Konto. © Retamal/AFP
Suzuka – Zak Brown beobachtet seine beiden Alphatiere ganz genau, mit der Gewissheit, das beste Auto der Formel 1 zu stellen, lauert die Gefahr nun im eigenen Team. „Ich bin mir im Klaren, dass ein Konflikt entstehen könnte, wenn man nicht aufpasst“, sagte der Boss von McLaren über seine beiden Überflieger Lando Norris und Oscar Piastri: „Da haben wir Glück, dass wir zwar zwei Löwen im Käfig haben, aber welche, die gut miteinander auskommen.“
Eine klare Hierarchie gibt es bei McLaren vor dem Großen Preis von Japan (Sonntag, 7.00 Uhr MESZ/Sky) nicht, zwar war Norris als Vizeweltmeister im Vorjahr insgesamt schneller, doch auch der Australier Piastri sieht sich nicht als Nummer zwei. Beide haben jeweils einen Saisonsieg im Gepäck, wenn es nun ins dritte Rennwochenende des Jahres Suzuka geht, wollen beide wieder das Maximum herausholen. Da wird es zwangsläufig zum Aufeinandertreffen kommen.
Das birgt Chancen und Risiken gleichermaßen. „Lando und Oscar schaukeln sich gegenseitig hoch und holen so mehr aus sich heraus, als wenn sie isoliert fahren würden“, sagte Teamchef Andrea Stella. Das mag zutreffen, die Vergangenheit lehrt aber, dass es immer wieder Probleme gab, wenn keine klaren Verhältnisse bestehen: Ende der 80er-Jahre wurden bei McLaren aus den Teamkollegen Alain Prost und Ayrton Senna innerhalb kürzester Zeit Feinde, es ist bis heute eine der erbittertsten Rivalitäten der Geschichte.
Davon sind Piastri und Norris natürlich noch weit entfernt, sie respektieren und schätzen sich. Dies kann sich aber jederzeit ändern, dessen sind sich Stella und Brown bewusst. Daher setzen sie im Umgang mit ihren Piloten auf Transparenz. Diese schaffe „Vertrauen“, sagte Brown: „Und wenn mal Sturm droht, versuchen wir ihn einzudämmen, bevor er Fahrt aufnimmt.“
Allerdings wissen sie bei McLaren auch, dass diese Saison eine riesige Chance auf die Fahrer-WM bietet, ehe die Karten ab 2026 mit dem neuen Reglement völlig neu gemischt werden. Der Niederländer Max Verstappen ist zwar weiterhin der wohl stärkste Fahrer im Feld, sein Team Red Bull schwächelt aber bedenklich. Ferrari mit Rekordweltmeister Lewis Hamilton und Charles Leclerc scheint noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, um dauerhaft um Siege zu kämpfen, und bei Mercedes fehlen ein paar Prozentpunkte auf die Spitze.
Diese haben die Konstrukteursweltmeister von McLaren derzeit inne, auf dem Status quo wolle man sich aber keinesfalls ausruhen, sagte Stella. Der Große Preis von China habe zeigt, „wie eng und hart umkämpft es im Feld zugeht“, betonte der Teamchef: „Deshalb konzentrieren wir uns weiterhin auf uns selbst und verbessern kontinuierlich unser Tempo und unsere Standards.“
SID