Hier spielt die Musik: DJ Daniel Gebele. © Stickel
Der Real-Schreck: Mike (li.) sammelte 29 Punkte. © IMAGO
Die Show im Mittelpunkt: Die Cheerleaderinnen des FC Bayern Basketball. © IMAGO
Gelebte Fanträume: Choreographie der Bayern-Fans vor der Partie gegen Olympiakos Piräus. © Eibner
München – In der letzten Viertelpause dieses Basketball-Krachers gegen Real Madrid marschierte Thomas Killian, der Hallensprecher des FC Bayern Basketball mal wieder aufs Feld. Fast ungläubig gröhlte er durch den SAP Garden: „Schaut auf die Anzeigetafel: Wir führen!“ Die Sache indes hat Methode: . „Holz nachlegen“, so nennt das Urgestein am Mikrofon Momente wie diesen. Und dieser verfehlte seine Wirkung nicht. 90:84 rangen die Bayern nach großartigem Schlussspurt die Königlichen nieder. Da war sie wieder, die zuletzt arg bröckelnde Festung Garden.
Und so konnte auch das Event-Team des Deutschen Meisters einen Haken hinter diesen Abend im Garden machen. „Wenn die Leute am Ende Feuer fangen und mitgehen“, sagte Julian Glonnegger, einer der führenden Köpfe im Organisationsteam, „dann haben wir unseren Job gemacht.“
Die Herausforderung freilich ist eine andere geworden, seit die Bayern im vergangenen Jahr in den Sporttempel im Olympiapark miteinzogen. Die Dimension der Arena ist eine andere, man muss nun annähernd doppelt so viele Zuschauer in Wallung bringen als im heimeligen BMW-Park. „Im Garden sind die Zuschauer anonymer“, sagte Killian, „da musst du von Beginn an dafür sorgen, dass das Feuer brennt. Und immer wieder ein Scheit nachlegen.“
Rund 20 Menschen mischen bei den Bayern mit, um die Basketball-Ereignisse zu möglichst unvergesslichen zu machen. Ein fünfköpfiges Organisationsteam tritt dafür schon Tage vor einer Partie zur Planung zusammen. Und der Kalender ist voll. Rund 40 bis 50 Heimspiele sieht der Spielplan alleine in dieser Saison vor. Wobei die Aufgabenstellungen grundverschieden sind. Die Bundesliga-Partien am Wochenende sind bei den Bayern meist eher ein Familienereignis. Die europäischen Abende im Garden sind dann eher ein Fall fürs Eventpublikum. Keine Basketball-Verrückten wie in Belgrad, Istanbul oder Kaunas – Menschen die unterhalten werden wollen. „Sicher ähnlich wie in der NBA“, befand Glonegger.
Eine der Schlüsselfiguren, die für diese Unterhaltung sorgen, ist Daniel Gebele. Der 31-Jährige ist seit Jahren DJ bei den Basketballern. Und nicht nur bei ihnen, auch beim EHC Red Bull München steuert er die musikalische Untermalung bei. Herausforderungen, die verschiedener kaum sein könnten. Das Spiel ist anders, Unterbrechungen seltener, die Fangemeinde anders strukturiert. „Beim Eishockey gibt es die Nordkurve, die viel Stimmung macht“, sagte Gebele, „wenn sie singen, dann mache ich keine Musik.“ Hinzu kommt, dass der EHC mit der Olympia-Eishalle aus einem Umfeld kam, in dem Begriffe wie Event noch kein Thema waren – das ist nu auch auf dem Eis anders.
Beim „eventigeren“ Basketball gehört die Show schon im BMW Park zum Grundrauschen, neben Killian, dem umtriebigen Maskottchen Ben und der Cheerleader-Combo Munich Cheer Allstars. Im Zusammenspiel mit dem Mann am Mikrophon hat auch er viel Gespür entwickelt, wann man nachjustieren muss. Wann „Everybody clap your hands“ oder „Zombie Nation“ den Garden in Schwung bringen muss. Was zeigt: Anders als in vielen anderen Hallen, in denen es minutiöse Ablaufpläne gibt, behält man sich bei den Bayern-Baskets vor, flexibel auf den sportlichen Verlauf zu reagieren. In der Regel sind Daniel Gebele und Thomas Killian die Letzten, die ein verlorenes Spiel abhaken.
Dafür sind die Menschen, die für die Präsentation zuständig sind, auch allesamt über Funk miteinander verbunden. Kommunikation muss vor allem zwischen Killian und Gebele, aber auch mit der Hallenregie unbedingt gewährleistet sein. Manchmal kommt die Kommunikation allerdings auch von oben. In Form einer WhatsApp von Geschäftsführer Marko Pesic, der von seinem Platz einfordert, das Publikum noch einmal anzuheizen. Okay, zumindest das wird es nicht mehr lange geben.PATRICK REICHELT