„Ich danke Sie“: Willi „Ente“ Lippens wird 80

von Redaktion

Er war einer der charismatischten Bundesliga-Stars – Am Montag feiert er Geburtstag

Den Spitznamen „Ente“ gab`s für seinen Laufstil. © Imago

Sogar mit Berti Vogts nahm es Willi Lippens auf. © IMAGO

Das Restaurant gibt es auch heute noch. © KerstinxKokoska

Essen – Immer und immer wieder musste Willi „Ente“ Lippens die Geschichte schon erzählen: Es war der 28. November 1965 als der Dribbelkönig für Rot-Weiss Essen gegen Westfalia Herne zauberte – sehr zum Unmut seiner Gegner. „Ich war mehrfach gefoult worden. Dann bin ich neben meinem Gegenspieler hergelaufen und wollte ihm einen verpassen“, erinnert sich Lippens. Schiedsrichter Walter Eschweiler sah das, kam angelaufen und sagte ihm: „Ich verwarne Ihnen.“ Lippens erwiderte in seinem typischen Kohlenpott-Slang: „Ich danke Sie.“ Und die „Ente“ flog vom Platz.

Es gibt unzählige solcher Anekdoten über Lippens, der Spaßvogel stieg mit seinen Sprüchen und Tricks auf Linksaußen zu einem der ersten großen Stars der Bundesliga auf – doch „Ich danke Sie“ machte die „Ente“ zu einer Legende. Am kommenden Montag, 10. November, feiert Lippens nun seinen 80. Geburtstag.

So einen Typen wie ihn hat die Bundesliga wohl kein zweites Mal gesehen. Lippens lieh sich für einen Eckball eine Mütze von einem Fan, setzte sich mitten im Spiel auf den Ball und dribbelte selbst Gegenspieler wie Berti Vogts oder Franz Beckenbauer aus. Und mit seinen Sprüchen wie „Ich habe nie eine Torchance überhastet vergeben, lieber habe ich sie vertändelt“ oder „Wenn du den Ball haben willst, musst du dir einen von zu Hause mitbringen“ stieg Lippens zu einer der beliebtesten Ruhrpott-Legenden auf – dabei hat er nie einen Titel gewonnen.

Seinen Spitznamen „Ente“ verdankte Lippens seinem eigenwilligen Laufstil: Aufgrund seiner O-Beine und Plattfüße erinnerte er an den Watschelgang einer Ente und wurde auf dem Flügel schon in frühesten Profijahren zum Schrecken der Verteidiger. Das Repertoire des brillanten Technikers an Finten schien unerschöpflich, die Fans begeisterte er mit einer Mischung aus Show, Humor und Zauber. Der ehemalige Bundestrainer Helmut Schön wollte ihn sogar überreden, Deutscher zu werden, um für die Nationalmannschaft zu spielen.

Aber Lippens‘ Vater war strikt dagegen, er hatte die Nazis im Zweiten Weltkrieg nicht vergessen. „Lippens war Extraklasse, er hätte bei uns als Linksaußen einen Platz sicher gehabt“, sagte einst Uwe Seeler über den Offensivspieler. Für seine große Liebe Rot-Weiss Essen ging der gebürtige Niederländer von 1965 bis 1976 und 1979 bis 1981 auf Torejagd, wechselte 1979 zu Borussia Dortmund und erzielte für beide Klubs in 242 Bundesligaspielen insgesamt 92 Tore. Für RWE stand er in seiner Karriere 449 Mal auf dem Platz und markierte 237 Treffer. Nach einem einjährigen Gastspiel bei den Dallas Tornado in den USA beendete er 1980 seine ereignisreiche Karriere.

Den „leicht verdienten Dollar“ investierte Lippens damals in seinen gastronomischen Bauernhof, nur ein paar Kilometer vom Georg-Melches-Stadion in Essen gelegen. Das Restaurant nannte er in Anlehnung an seinen legendären Spruch „Ich danke Sie“. Natürlich.KRISTOF STÜHM/SID

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