Eine Frau beobachtet zufällig einen Mord und ist daraufhin in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr sicher. Der Mörder will auch sie beseitigen. Der österreichische Thriller „Die Hölle“, der vor drei Jahren auf der großen Leinwand zu sehen war, läuft heute zum Abschluss der diesjährigen ZDF-Reihe „Europäisches Kino“ um 22.15 Uhr.
Die Wiener Taxifahrerin Özge (Violetta Schurawlow) kommt von ihrer Nachtschicht nach Hause und bemerkt sofort einen merkwürdigen Geruch. Als sie durch das Badezimmerfenster schaut, sieht sie in der Wohnung gegenüber eine Frauenleiche. Der Mörder (Sammy Sheik) ist noch da, steht aber im Dunkeln – und kann Özge im Licht ihrer Deckenlampe sehen.
Obwohl Kommissar Steiner (Tobias Moretti) die Ermittlungen aufnimmt, gehen die Recherchen schleppend voran. Und die Augenzeugin erhält erst Personenschutz, als der Killer – der sich als Serienmörder von muslimischen Prostituierten entpuppt – sie in ihrem Taxi überfällt.
Özge leidet immer noch unter der Trennung von ihrem Ex-Freund Ilhan. Auch die Ehe ihrer Schwester Ranya (Verena Altenberger) mit dem Taxi-Unternehmer Samir (Robert Palfrader) bricht gerade auseinander. Als Ranya mit ihrer Tochter Ada (Elif Nisa Uyar) vor dem eifersüchtigen Ehemann zu ihrer Schwester flieht, läuft sie dem sadistischen Killer geradewegs in die Arme, der sie mit Özge verwechselt und umbringt.
Verzweifelt sucht Özge mit ihrer Nichte nun Schutz bei Steiner – der Ermittler kümmert sich nebenbei um seinen demenzkranken Vater Karl (Friedrich von Thun). Es ist faszinierend zu sehen, wie diese zusammengewürfelten Menschen rasch eine Schicksalsgemeinschaft bilden.
Drehbuchautor Martin Ambrosch und Regisseur Stefan Ruzowitzky („Anatomie“, „Cold Blood“) ist ein durch und durch fesselnder Thriller geglückt, der von rasantem Tempo und vielen Actionszenen lebt. Sogar die Dialoge sind hochpräzise, die Figuren bis in die Nebenrollen perfekt besetzt, die Musik atemberaubend, blutige Szenen halten sich in Grenzen.
Die usbekische Schauspielerin Violetta Schurawlow überzeugt als wortkarge und selbstbewusste Frau, die sich vehement zu wehren weiß. Tobias Moretti (60, „Spuren des Bösen – Wut“) gibt einen meist übellaunigen, grantigen Kommissar, der am liebsten seine Ruhe haben möchte. Aber daraus wird nichts, und den Zuschauer presst das packende Geschehen regelrecht in den Sessel.
Beim anschließenden Zubettgehen ist ein unbedachter Blick aus dem hellen Badezimmerfenster nicht unbedingt zu empfehlen. Das könnte nur Fantasien anregen, mit denen man lieber nichts zu tun haben möchte.