Schmuddelkind AfD

von Redaktion

Grüne Annalena Baerbock hatte die meisten Talkshow-Auftritte – CDU insgesamt an der Spitze

VON RUDOLF OGIERMANN

Laut dem jüngsten ZDF-„Politbarometer“ kämen die Grünen – wäre am Sonntag Bundestagswahl – auf 23 Prozent, Platz zwei hinter der Union mit 27 Prozent. Ganz anders ist die Reihenfolge, was die Polittalkshows betrifft. In der Statistik für 2019 haben die Grünen die Nase vorn – genauer gesagt deren Frontfrau Annalena Baerbock. Die 39-Jährige saß im zu Ende gehenden Jahr insgesamt zehn Mal in einer der Gesprächsrunden, so oft wie kein anderer Politiker. Sie löst damit ihren Co-Vorsitzenden Robert Habeck ab, der es 2018 sogar auf 13 Einladungen brachte. Das geht aus einer aktuellen Studie des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) zurück. Ausgewertet wurden die Formate „Anne Will“, „Hart aber fair“ und „Maischberger – Die Woche“ (alle ARD) sowie „Maybrit Illner“ (ZDF).

Auf Platz zwei folgen der Statistik zufolge Juso-Chef Kevin Kühnert und Norbert Röttgen (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses (je neun Auftritte). Dahinter liegen Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Katrin Göhring-Eckhardt (Grüne) und Sahra Wagenknecht (Linke) mit je sieben Einladungen. In die Top Ten schaffte es Robert Habeck auch heuer, er war sechs Mal dabei, ebenso wie Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), FDP-Chef Christian Lindner und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak (CDU).

Bestplatzierter AfD-Politiker ist laut Statistik Parteichef Alexander Gauland mit vier Auftritten – gemessen am Stimmenanteil im eingangs erwähnten „Politbarometer“ (14 Prozent, ein Prozentpunkt mehr als die SPD) ist die Partei damit stark unterrepräsentiert, ähnlich wie schon 2018. Der Vorwurf, die Öffentlich-Rechtlichen böten der AfD eine zu große Bühne, lässt sich mit diesen Zahlen nicht belegen. Ein „Handicap“, mit dem die Partei – die ARD und ZDF sowieso kritisch gegenübersteht – gut leben könne, meint dazu Manfred Güllner, Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Die AfD spreche ihre Wähler vor allem über die Sozialen Netzwerke an: „Und weniger Auftritte auf diesen Bühnen (den Talkshows, Red.) bieten auch weniger Möglichkeiten für das AfD-Personal, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen (siehe auch Kasten).

Betrachtet man die Gesamtzahl der Auftritte bei Anne Will, Frank Plasberg, Sandra Maischberger und Maybrit Illner, so liegt die CDU/CSU im zu Ende gehenden Jahr mit insgesamt 86 Einladungen klar vorne, gefolgt von der SPD (die damit gut wegkommt) mit 69, den Grünen (43), der FDP (29), der Linken (21) und der AfD (13). Zwei Vertreter der Linken führen laut RND das Ranking aller Talkshowauftritte seit Bestehen der Sendungen an. Es sind Sahra Wagenknecht mit insgesamt 79 und Gregor Gysi mit 68 Auftritten. Es folgen Norbert Röttgen (CDU) mit 67 sowie gleichauf die beiden Grünen-Politiker Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt, der jetzige CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder und der Linken-Politiker Oskar Lafontaine (alle 63). Erst auf Platz acht folgt der langjährige Dauergast Wolfgang Bosbach (CDU) mit 60 Einladungen.

Die starke Präsenz der Grünen in den Talkrunden könnte auch damit zu tun haben, dass die Themen Umwelt und Klima mit nicht weniger als 22 Sendungen heuer im Vordergrund standen. Mit größerem Abstand folgen die Querelen um die Große Koalition (16), die Außenpolitik (10), der Brexit (9), und die EU allgemein (7).

Endgültig vorbei scheinen der Studie zufolge die Zeiten reiner Männerrunden – der Anteil der Frauen in den Gesprächssendungen ist laut RND mit 36,5 Prozent so hoch wie nie zuvor. Von einer Verteilung 50 zu 50 sind die Sender aber noch weit entfernt.

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