Wie der Landtag zum Riesen-TV-Studio wird

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

München – Von der „Seeschlacht bei Salamis“ ist kaum noch etwas zu sehen – das riesige 5,60 mal 9,80 Meter große Gemälde von Wilhelm von Kaulbach im Senatssaal des Landtags versinkt hinter moderner Technik und Stahlkonstruktionen. Der 300 Quadratmeter große Raum verwandelt sich gerade ins ARD Wahl-Studio – von hier aus wird am Sonntag über den Ausgang der Landtagswahl berichtet.

Schon seit Montag werkeln im ehrwürdigen Maximilianeum Handwerker und Techniker, um für öffentlich-rechtliche und private Sender Studios, Arbeits- und Sendeplätze einzurichten. 30 Kilometer Kabel werden verlegt. Das Landtagsamt steht vor einer besonderen Herausforderung: Die Sanierungsarbeiten im Maximilianeum sind noch nicht abgeschlossen. „Wir haben akute Raumnot“, sagt Pressesprecherin Caroline Kubon. Der Plenarsaal fällt wegen Sanierung als Arbeitsplatz aus – hier hatten vor fünf Jahren noch 40 Journalisten ihre Wahlanalysen in die Laptops gehämmert. Heute werden dafür die Schreibtische in mehr als 60 Räumen der Landtagsverwaltung für Journalisten freigeräumt – darunter Kollegen internationaler Zeitungen wie La Repubblica (Rom), Corriere della Serra (Mailand) oder eines katalanischen Fernsehsenders. Die Journalisten hinterlassen ihre Arbeitsplätze erfahrungsgemäß vorbildlich, lobt ein Landtagssprecher: „Die Berichterstatter sind nur auf ihre Arbeit fixiert.“

Enger zusammenrücken müssen auch Lastwagen und Sprinter, die Technik geladen haben, denn der Südhof fällt als Parkfläche aus. Trotzdem wird es rund um den Landtag kein Chaos geben – denn durch den technischen Fortschritt werden auch die Geräte kleiner. Journalisten kleinerer Sender sind inzwischen nur noch mit Rucksack unterwegs.

Große Medienanstalten freilich brauchen Platz. Das ZDF bezieht sein Quartier im Akademiesaal, der heimische Bayerische Rundfunk richtet sich im Lesesaal neben dem Plenum ein. Allein ARD und BR haben eine dreistellige Zahl an Journalisten, Technikern und Aufbaukräften akkreditiert. „Am Samstag senden wir auf BR24 um 18.30 Uhr das erste Mal aus unserem Studio“, sagt BR-Redaktionsleiter Andreas Bachmann. Jetzt, wo er im Lesesaal steht, spürt er, „dass das Fieber langsam steigt“. Derweil richten private Sender wie RTL, SAT1 und Welt kleine Studios im Kreuzgang ein.

„Sonntagmorgen um 7 Uhr geht es richtig los“, sagt ein Landtagssprecher. Ende offen. In der Friedrich-Bürklein-Halle wird ein riesiger Bildschirm angebracht, über den ab 18 Uhr die mit Spannung erwarteten Ergebnisse flimmern werden. 2500 Menschen werden sich dann im Landtag tummeln – neben Journalisten die Mitglieder der sechs Fraktionen und ihre Gäste. Die Abgeordneten von CSU, Freien Wählern, Grünen, SPD, FDP und AfD sind wohl in ihren Fraktions-Sälen, wenn die erste Prognose kommt. Dann geht der Interview-Marathon los.

Apropos Marathon. Darüber schüttelt man im Landtag etwas ungläubig den Kopf: Dass ausgerechnet am Wahltag der München-Marathon stattfindet und die S-Bahn-Stammstrecke gesperrt ist. Zum Landtag zu kommen, könnte für manchen etwas schwierig werden.

„Das Fieber steigt“, sagt der Moderator

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