Der Neue in Wien: Martin Gruber als Kommissar in der ZDF-Serie „Soko“

von Redaktion

Knapp zehn Jahre liegt es zurück, dass Martin Gruber als „Bergretter“ in der gleichnamigen ZDF-Produktion den Serientod starb. „Ich hatte das Gefühl, die Rolle ist auf ihrem Höhepunkt“, begründete er damals seinen Ausstieg. Nun ist der 53-Jährige wieder Teil einer erfolgreichen ZDF-Serie. Nach dem Abgang von Stefan Jürgens ist er der Neue in der „Soko Wien“. Wir sprachen mit dem gebürtigen Münchner über seinen neuen Job.

Die Dreharbeiten für die „Bergretter“ waren wie ein „Sandkasten für große Jungs“, haben Sie über Ihre frühere Rolle einmal gesagt. Wie ist die Arbeit für die „Soko“?

Das ist definitiv kein Sandkasten (Lacht.) Ich will nicht sagen, dass es eine „trockene Wüste“ ist, allein schon, weil Wien an der schönen Donau gelegen ist. Aber es ist eine völlig andere Geschichte.

Inwiefern?

Die „Soko“ ist im Vergleich zu den „Bergrettern“ weniger actionlastig, dafür aber dialoglastiger. Früher gab es in der Tat auch mehr Szenen, in denen die Kollegen mit Schnellbooten über die Donau gedonnert sind und Drogendealer verhaftet haben. Im Zuge der Coronakrise gab es aber leider – wie bei vielen anderen Produktionen auch – Einschnitte, wie zum Beispiel, dass man vieles ins Studio verlegt hat, sodass es etwa die Schiffsgeschichten heute nicht mehr gibt.

Was ist denn dieser Kommissar Max Herzog, den Sie spielen, für ein Typ?

Tja. Das ist ehrlich gesagt gar nicht so leicht zu beantworten. Als das Casting war, da hieß er noch Thomas Neuer. Da habe ich ein Veto eingelegt, weil mich der Name zu sehr an unseren Welttorhüter erinnerte, Manuel Neuer. Ich habe dann ein paar Vorschläge gemacht, und am Ende ist es Max Herzog geworden. Und mit diesem Namen kam dann auch eine Rollenbeschreibung hinzu. Da stand: Er kommt aus dem Korruptionsdezernat aus der Nähe von Stuttgart, hat eine polnische Mutter, die gern für ihn kocht, und eine Schildkröte.

Das war alles?

Ja, erst mal, quasi als Orientierung. Ich habe ihm dann eine eigene, tiefer gehende Biografie auf den Leib geschrieben, die sehr nah an mir dran ist. Ich kenne das ja schon aus anderen Produktionen: Da wir Ermittler hauptsächlich die Katalysatoren der jeweiligen Geschichte sind, um die es in der Folge geht, gibt es die Struktur und die Zeit nicht wirklich her, jede einzelne Ermittlerfigur mit eigenen Themen zu „beladen“.

Klingt ein bisschen langweilig für einen Schauspieler. Oder sagen wir pragmatisch.

Das muss es sein. Wir drehen etwa 120 Tage an einer Staffel, von morgens bis abends. Da bleibt nicht viel Zeit, um einzelnen Figuren – wir sind ja auch mehrere Ermittler – das mit auf den Weg zu geben, was man ihnen eigentlich gern mitgeben würde. Das ist zwar ein bisschen bedauerlich für uns als Schauspieler. Aber die Geschichten entwickeln sich bei der „Soko“ nicht über die Figuren, sondern über den Fall.

War das bei den „Bergrettern“ auch so? Oder ist diese Entwicklung dem Zahn der Zeit geschuldet, dass auch bei Fernsehproduktionen alles schneller gehen muss, damit es nicht zu teuer wird.

Beim „Bergretter“ und auch bei „Sturm der Liebe“ (dort spielte Gruber von 2006 bis 2009, Anm. d. Red.) war es insofern anders, als dass die Geschichten stark auf den Marthaler beziehungsweise auf das Paar Felix und Emma zugeschnitten waren. Aber klar, die Arbeitsbedingungen werden auch nicht besser. Es steht immer weniger Drehzeit zur Verfügung. Vieles – wie die eingangs erwähnten Schiffsfahrten über die Donau – sind aus dem Budget gestrichen. Diesen Strang, den man früher visuell erzählt hat, erzählt man jetzt verbal.

Aber es macht trotzdem Spaß – auch wenn man sich als Einzelner nicht ganz so entfalten kann?

Ja klar, zumal Wien ja nicht umsonst die lebenswerteste Stadt der Welt ist. Es ist zauberhaft. Ich habe mir eine Jahreskarte für die Museen besorgt. Ich kann von einem zum anderen hoppen, da gibt es keine Limits mehr. (Lacht.)

Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.

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