Mit Haltung gegen die Häme

von Redaktion

Kevin Costner, so gefeierter wie gehasster Hollywood-Star, feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag

Er hat seinen eigenen Blick aufs Filmgeschäft: der Schauspieler und Regisseur Kevin Costner. © Marco Bertorello/AFP

Es gäbe wohl keinen anderen Filmschaffenden, über dessen Misserfolge sich so viele Menschen freuen würden, hat Kevin Costner einmal festgestellt. Und das ist keine Übertreibung. Dabei gilt der Mann zu Beginn seiner Karriere, als er Mitte der Achtziger in Filmen wie „Silverado“ oder „Die Unbestechlichen“ auffällt, als kommender Star. Er hat Präsenz. Und obwohl seine schauspielerischen Mittel nicht unbegrenzt sind, wirkt er.

Aber dann begeht Costner einen Fehler, den ihm Hollywood bis heute nicht verziehen hat: Er feiert einen Triumph, weil er alle Regeln der Traumfabrik missachtet. 1990 legt er mit „Der mit dem Wolf tanzt“ einen dreistündigen Western hin, ein damals komplett untotes Genre. Costner übernimmt nicht nur die Hauptrolle, sondern auch die Regie. Für einen, der sich gerade die ersten Sporen verdient hat und noch nie inszeniert hat, ist das ziemlich gewagt. Rückblickend kann man sagen, dass trotz des guten Willens in seinem Film viele Stereotype bedient werden, aber rückblickend kann man überhaupt immer alles besser wissen. 1990 jedenfalls ist das Drama eine Sensation. Bei einem Budget von nicht einmal 20 Millionen US-Dollar spielt es weltweit 400 Millionen US-Dollar ein, alleine in Deutschland werden fast sieben Millionen Tickets verkauft. Hollywood kapituliert und wirft der Produktion sieben Oscars hinterher. Aber man lauert auf Rache. Einerseits hat man eine Schwäche für Typen, die gegen jede Vorhersage Erfolg haben, andererseits fürchtet man sich vor ihnen.

Costner hat in der Folge trotz vernichtender Kritiken unglaublichen Erfolg. Unglaublich auch in dem Sinn, dass Filme wie „Robin Hood“ oder „Bodyguard“ Kassenschlager sind, obwohl sie erkennbare Mängel aufweisen. Kritiker stören sich an Costners Aura, die man als selbstgefällig empfinden kann. Tatsächlich ist mit jeder neuen Arbeit wachsende Hybris zu beobachten. Costner will die Welt erklären und retten – Postapokalyptisches wie „Waterworld“ oder „Postman“ lassen den Kinosaal wie eine Erziehungsanstalt wirken. Der verheerende Misserfolg von „Postman“ macht aus dem Superstar 1997 über Nacht eine Witzfigur. Für Hollywood steht fest: Der ist durch. Nur macht Costner da nicht mit. Er bleibt im Geschäft und trotzt mit bewundernswerter Gelassenheit der Häme. Mit dem Politdrama „13 Days“ gelingt ihm 2000 ein Comeback, danach rackert er sich mit Filmen unterschiedlicher Qualität zurück in die A-Liga. Spät erobert er eine neue Nische für sich: die Rolle des Bösewichts. Gerade das leicht Hölzerne, das man ihm vorwirft, wirkt bei der Darstellung von Psychopathen, Mördern oder Machtmenschen beängstigend gut. In „Mr. Brooks“, „3 Days to kill“ oder „Draft Day“ ist das wunderbar zu sehen.

Allerdings ist seine große Stärke die Regie, nicht die Schauspielerei. In seinen Inszenierungen erkennt man den Willen und das Talent zu bildgewaltigem Kino, das psychologische Nuancen nicht vernachlässigt. Costner ist als Regisseur ein altmodischer Geschichtenerzähler im besten Sinne. Nebenbei ist er Country-Musiker und Weltverbesserer. Bei der verheerenden Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010 sind es von Costners Firma entwickelte Maschinen, die das Meer säubern. Dafür muss ihm der Verursacher BP dem Vernehmen nach einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zahlen.

Als Kind soll er Einzelgänger und Außenseiter gewesen sein – er ist es geblieben. Er würde „Waterworld“ und „Postman“ wieder machen, hat er klargestellt. Das nennt man wohl Haltung.
ZORAN GOJIC

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