„Meine Musik ist unpolitisch und reines Entertainment“, sagt Andreas Gabalier. Am Samstag schickt er ein „Hulapalu“ über den Münchner Königsplatz. © Florian Vit/ hangenFoto
Er singt lieber, als dass er redet. Trotzdem hat sich Andreas Gabalier für den BR-Podcast „Gabalier – Hinter der Lederhose“ auf ein dreistündiges Interview eingelassen. Es ist die vierte und letzte Folge der hörenswerten Reihe in der ARD-Audiothek, die sich der Frage widmet, ob der Sänger aus der Steiermark denn nun Popstar oder Populist ist. Für seine Fans, die am heutigen Samstag zum Konzert am Münchner Königsplatz pilgern, ist Gabalier einfach ein kerniger Volks-Rock-‘n‘-Roller. Einer, der gute Laune macht, an Traditionen festhält und alte Werte verteidigt. Und wie sieht der Österreicher sich selbst?
Im Gespräch mit BR-Journalistin Carrie Kremer, ehemals Nürnberger Volksfest-Königin und früher glühender Gabalier-Fan, stellt sich der 40-Jährige kritischen Fragen. Eine ganze Liste mit Skandalen und Vorwürfen legt sie ihm beim Interview vor. Und Gabalier, der schlüpft – Hulapalu – ganz flott in die Rolle des von den Medien missverstandenen Opfers. Wie damals, als um das Cover seines Albums „Volks-Rock‘n‘Roller“ ein Hakenkreuz-Streit entbrannte. Der Sänger war mit angewinkelten Armen und Beinen darauf abgebildet. Hampelmann-Pose oder Nazisymbol? „Wir haben in der Oststeiermark fotografiert und einfach verschiedene Posen ausprobiert. Ein völliger Schmarrn, das mit irgendeiner politischen Gesinnung in Verbindung zu bringen“, sagt Gabalier im 45-minütigen Podcast. Irgendwann aber habe er aufgehört, sich zu verteidigen. „Ich wollte mich nicht mehr für etwas rechtfertigen, was ich nicht verbrochen habe.“
Statt klar Stellung zu beziehen und sich von Pegida und FPÖ abzugrenzen, klagt Gabalier über die Bösartigkeit seiner Kritiker. „Wie beschränkt muss man sein zu glauben, dass ich mir mit brauner Gesinnung meinen Erfolg kaputtmache?“ Seine Musik sei unpolitisch, pures Entertainment. Entstanden ist sie in einer sehr traurigen Phase seines Lebens, als Vater und Schwester Suizid begangen hatten. „Amoi seg‘ ma uns wieder“ ist der vielleicht persönlichste Song, den Gabalier auch beim München-Konzert singen wird. Ihn immer wieder zu präsentieren, sei ihm ein Anliegen: „Man muss sich die Dinge von der Seele singen. Das ist und war für mich auch immer Therapie und Heilung.“
Gabalier, der seine Kindheit zwischen Stadt und Land, mal in Graz und dann wieder bei den Großeltern in der Steiermark verbrachte, ist heimatverbunden. Privat engagiert er sich für in Not geratene Bergbauern. Er habe sich nie verstellen müssen, sei in keine Rolle geschlüpft. Klar habe er im Laufe der Jahre auch Fehler gemacht, aber daran sei er gereift. Nicht bös‘ gemeint sei etwa seine Ansprache beim Österreichischen Amadeus-Award gewesen, bei dem er zwar öfter nominiert war als Conchita Wurst, aber nur eine Trophäe gewann. Seine Aussage: Man hat‘s nicht leicht, wenn man als Manderl noch auf Weiberl steht, sorgte für Aufsehen. „Ich war genervt und hatte ein Bier zu viel“, wiegelt Gabalier ab.
Liedzeilen wie „Madln zeigt‘s her eure Wadln“ oder „einmal im Leben an deiner Seitn mit mei‘m Bügeleisen auf und nieder gleiten“ bezeichnet der Musiker als Satire. Sein rückwärts-gewandtes Frauenbild will er als „Spiel mit Klischees“ verstanden wissen. „Meine Lieder beinhalten jede Menge Selbstironie und Augenzwinkern, das ist a bisserl wie Kabarett“, sagt Gabalier. Keine Frage, der Volks-Entertainer weiß, wie man Kritik mit Charme kontert und charakterisiert den „Kerl hinter der Lederhose“ als bodenständig, fleißig und voller Leidenschaft für die Musik. Eben einer, der lieber singt als redet.ASTRID KISTNER