Vor 80 Jahren schaute die Welt nach Nürnberg: Im Justizgebäude der völlig zerbombten fränkischen Metropole begann ein gutes halbes Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der erste einer ganzen Reihe von Prozessen gegen die führenden Repräsentanten Nazi-Deutschlands. Im ersten Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher standen 24 Angeklagte wie Hermann Göring, Rudolf Heß, Joachim von Ribbentrop oder Wilhelm Keitel vor Gericht.
Das Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher steht im Mittelpunkt des historischen Dokudramas „Nürnberg 45 – Im Angesicht des Bösen“, das am Sonntag um 21.45 Uhr im Ersten läuft und an den Prozessbeginn vor 80 Jahren erinnern soll. Es geht in dem von Regisseur Carsten Gutschmidt inszenierten Film, in dem Spielszenen und Archivaufnahmen zu sehen sind, aber nicht um die politische oder juristische Bedeutung des wegweisenden Verfahrens. Die Ereignisse von Nürnberg werden vielmehr aus der Perspektive zweier historischer Figuren erzählt, die den Holocaust überlebten: dem Mannheimer Juden Ernst Michel (1889 – 1964) und der polnischen Widerstandskämpferin Seweryna Szmaglewska (1916 – 1992). Beide überstanden die Hölle des Konzentrationslagers Auschwitz und beide spielten eine wichtige Rolle beim Nürnberger Prozess.
Rückblenden schildern den Horror, den beide im Konzentrationslager Auschwitz erlebten. Interviews mit Michels Sohn und Szmaglewskas Tochter ergänzen das Bild des Naziterrors in dem beeindruckenden Dokudrama.MW