Unterwegs im Kleinwalsertal

von Redaktion

Frau Holle hat über Nacht das Tal in Weiß gekleidet, das oben im Skigebiet am Hohen Ifen im Kleinwalsertal schöne Powderschwünge direkt neben der Piste möglich macht. Gefahren wird aber nur dort, wo es auch erlaubt ist. Stopp-Schilder am Pistenrand weisen eindrücklich darauf hin, wo hier Wald-Wild-Schongebiete angrenzen, die Wintersportler mit und ohne Bretter an den Füßen bitte unbedingt meiden sollen.

„Die Schilder sind ein Teil des Projektes ‚Natur bewusst erleben‘, das hier im Tal 2018 gestartet wurde“, erklärt Jörn Homburg von den Oberstdorf-Kleinwalsertal-Bergbahnen.

Zukunftsweisende
Natur-Projekte

Ein besonderes Projekt an einem besonderen Berg in einem besonderen Tal: Das zwölf Kilometer lange Kleinwalsertal gehört zum österreichischen Bundesland Vorarlberg, ist aber aufgrund der geografischen Lage in den Allgäuer Alpen nur über Deutschland (Oberstdorf) zu erreichen.

Eine Enklave mit wirtschaftlichem Sonderstatus und Einwohnern, denen ihre Heimat und vor allem die Natur sehr wichtig sind, was sie mit bemerkenswerten Aktionen zeigen. „Natur bewusst erleben“ ist eine davon. Die im Alpenraum zukunftsweisende Initiative zur Vereinbarung von Lebens- und Freizeitraumnutzung wurde von der Tourismusgenossenschaft gemeinsam mit allen lokalen Interessensgruppen, einem Naturraumplanungsunternehmen und dem Institut für Ökologie der Universität Innsbruck erarbeitet.

Das Tal bekennt sich zu einer nachhaltigen und naturverträglichen Zukunft und will dafür sorgen, dass die Gäste die vielfältige Natur bewusst und verantwortungsvoll erleben können.

Die regionalen Bergbahnen Oberstdorf-Kleinwalsertal ziehen entsprechend mit. Sie wollen, so Jörn Homburg, mit ihrem Projekt „MyMountainNature“ zeigen, dass Wintersport auch in Zeiten des Klimawandels durchaus nachhaltig betrieben werden kann.

„Wir wissen, dass ohne intakte Natur auch kein unbeschwertes Wintersportvergnügen möglich ist. Darum setzen wir viel Energie ein, diesen Naturraum zu schützen und zu pflegen.“

Der operative Betrieb bei den Bergbahnen wird deshalb laut Betreiber mit 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft bestritten. Zusätzliche PV-Anlagen und ein Wasserkraftwerk ergänzen die eigene Stromerzeugung. Die 35 Pistenraupen fahren mit biologischem HVO-Kraftstoff, der die Emissionen um rund 90 Prozent senkt. „Wir wollen kein Greenwashing betreiben, sondern nehmen die ökologischen, ökonomischen wie auch sozialen Herausforderungen des Klimawandels sehr ernst. Mit entsprechenden Maßnahmen wollen wir dafür sorgen, diesen wunderschönen Sport auch für die kommenden Generationen im Einklang mit der Natur möglich zu machen.“

Man nimmt es Jörn Homburg ab, dass er mit viel persönlichem Engagement dahintersteht, wenn er leidenschaftlich davon erzählt, wie die Bergbahnen beispielsweise mit durchdachter Besucherlenkung, möglichst effektiven Verkehrsleitsystemen oder noch mehr Anreizen für die Gäste zur öffentlichen Anreise die Belastung für die Natur im Kleinwalsertal in Zukunft weiter senken und das Landschaftsbild erhalten wollen.

Nicht genutzte Gondeln verschwinden deshalb in einer großen Garage unter der Mittelstation, Beschneiungsanlagen und sonstige Maschinerie soweit möglich dann im Sommer ebenfalls und die Dächer der Liftstationen werden begrünt. „Jedes kleinste Puzzleteil zählt auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Wintersport“, sagt Homburg, „deshalb hat die 10er-Kabinenbahn am Ifen auch keine Sitzheizung.“ Sie sind auf einem guten Weg im Kleinwalsertal. Petra Rapp

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