Neue Ideen braucht das Land, gerade wenn es um das akute Thema Wohnungsnot geht. An der Effektivität des jüngst von der Bundesregierung verabschiedeten „Bau-Turbo“ regen sich Zweifel, handelt es sich doch bisher eher um einen „Bauland-Turbo“. Im Zuge dessen wird es einfacher, ohne Bebauungsplan kommunale Wohnungsbauvorhaben durchzusetzen, sofern die Gemeinde nicht innerhalb von drei Monaten widerspricht. Eine Idee präsentiert nun die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), wie man aus dieser Form der Bürokratiereduzierung einen tatsächlichen Bau-Turbo zünden könnte.
„Ventil zur Entlastung
ist verstopft“
Die Idee ist an sich bereits älter, könnte allerdings im Rahmen der neuen Gesetzgebung besser funktionieren. Schon länger beschäftigt Politik und Gesellschaft die Diskussion, ob Ein- und Zweifamilienhäuser dringend benötigte Wohnfläche nur unzureichend nutzen. Darauf weist auch die DGfM und deren Geschäftsführer Christian Bruch hin: „Im Jahr 2024 entstanden von den 257600 Wohnungen in neuen Gebäuden 160000 in Mehrfamilienhäusern, jedoch nur noch 93700 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Gerade in Ballungszentren ist damit ein Ventil zur Entlastung des Wohnungsmarkts verstopft.“ Neu ist nun vor allem der Hinweis der DGfM auf die Wirtschaftlichkeit solcher Projekte. „Offensichtlich wird der Druck auf dem Mietwohnungsmarkt auch deshalb nicht gemindert, weil im Umland vorwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut werden könnten, diese Wohnform aus Kosten- oder Bedürfnisgründen aber nicht mehr ausreichend nachgefragt wird“, erklärt Bruch. Einfach gesagt: Ein- und Zweifamilienhäuser rentieren sich in vielen Fällen wirtschaftlich nicht mehr – und werden deshalb trotz Bewilligung im Bebauungsplan nicht mehr realisiert. Um dieser Zwickmühle zu entgehen, schlägt Bruch einen Kompromiss vor: Im Zuge der neuen Reform könnten Grundstücke zusammengelegt und der Bau kleiner Mehrfamilienhäuser mit vier bis sechs Wohneinheiten auch in Einfamilienhausarealen umgesetzt werden. Bürgermeister sind dazu durch den „Bau-Turbo“ nun deutlich leichter in der Lage. Das Straßenbild ihrer Gemeinde dürften diese kleineren Einheiten zudem nicht nachhaltig stören. Das kleine Mehrfamilienhaus könnte so das „bessere Einfamilienhaus“ werden – rentabler und mit effektiverer Nutzung der zur Verfügung stehenden Wohnfläche. Christoph Kastenbauer