München – Politisches Beben in Bayern: Bei der Landtagswahl hat die CSU am Sonntag dramatische zweistellige Verluste hinnehmen müssen und ihre absolute Mehrheit verloren. Die Partei von Ministerpräsident Markus Söder und des Vorsitzenden Horst Seehofer fuhr nach den Prognosen ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 ein und schwächt damit auch ihre Position in der Großen Koalition von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
Die SPD von Natascha Kohnen brach noch stärker ein als vorhergesagt und verlor mit ihrem schlechtesten Landesergebnis ihre Position als zweitstärkste Kraft. Sie ist in Bayern jetzt nur noch fünftstärkste Partei. Große Wahlgewinner sind Grüne und AfD. Die AfD zieht erstmals ins Maximilianeum ein und ist jetzt in 15 von 16 Landtagen vertreten. Laut Hochrechnung kommt die CSU auf 37,3 Prozent. Die SPD fällt auf 9,6 Prozent, die Freien Wähler verbessern sich auf 11,5 Prozent. Die Grünen erreichen 17,7 Prozent, die FDP schafft den Einzug in den Landtag mit 5,0 Prozent nur knapp. Die AfD erreicht 10,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 71,8 Prozent und damit deutlich höher als 2013 (63,6 %).
Söder beanspruchte für die CSU als stärkste Partei einen „klaren Regierungsauftrag“. Nötig sei es nun, eine stabile Regierung zu bilden – „diesen Auftrag nehmen wir an“. Dennoch sei es kein einfacher Tag für seine Partei, denn die CSU habe „kein gutes Ergebnis“ erzielt. „Wir nehmen es an mit Demut und werden daraus Lehren ziehen müssen.“ Er werde mit allen außer der AfD reden, strebe aber ein bürgerliches Bündnis an. Nach den Zahlen hätte eine Koalition mit den Freien Wählern eine Mehrheit.
Deren Vorsitzender Hubert Aiwanger äußerte sich zuversichtlich über Koalitionsgespräche mit der CSU. Dafür würden die Freien Wähler den Christsozialen „machbare Vorschläge auf den Tisch legen“. Bei einem ersten Zusammentreffen mit Söder vereinbarten beide ein Gespräch für Montag. Mehrere führende CSU-Politiker sprachen sich ebenso für dieses Bündnis aus.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat das Ergebnis als „bittere Niederlage“ bezeichnet. Die Wahl in Bayern sei auch ein „klares Signal“ an die Große Koalition in Berlin. SPD-Vize Ralf Stegner erklärte, es gebe keinen Grund, um jeden Preis an der GroKo festzuhalten.
CSU-Chef und Bundesinnenminister Seehofer will trotz der schweren Niederlage in allen Ämtern bleiben. „Ich werde natürlich meine Verantwortung weiterhin wahrnehmen“, sagte er am Abend. Er ergänzte: „Das ist kein gutes Ergebnis, da gibt es nichts zu deuteln.“
Begeistert zeigte sich die Grünen-Bundestagsabgeordnete Claudia Roth. Man habe alle drei Wahlziele erreicht: ein zweistelliges Ergebnis, zweitstärkste Kraft zu werden und die absolute Mehrheit der CSU zu verhindern. Optimistisch zeigte sich Bayerns AfD-Landesvorsitzender Martin Sichert. „Es wird eine starke bürgerliche Opposition im Landtag geben, die der CSU sehr genau auf die Finger guckt“, sagte Sichert.