München – In der Frage nach einer längeren Laufzeit der Atomkraftwerke bewegen sich die Grünen. Der Münchner Stadtverband sprach sich für einen sogenannten Streckbetrieb des AKW Isar 2 in Niederbayern aus. „Dabei würden die bereits genutzten Brennelemente für einige Monate weiterverwendet, ohne dass neuer Atommüll entsteht, sagte Dominik Krause, Grünen-Fraktionschef im Stadtrat. Dadurch könnten bis zu fünf Terawattstunden Strom produziert werden. Zum Vergleich: Die Stadt München verbraucht im Jahr circa sieben Terawattstunden Strom.
Isar 2 ist eines der drei Atomkraftwerke, die zum Jahresende abgeschaltet würden. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke, die einen Anteil von 25 Prozent an Isar 2 halten, forderte auf Vorschlag von OB Dieter Reiter die Bundesregierung auf, die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen. „Sollte der Stresstest des Bundeswirtschaftsministeriums ergeben, dass München ein Engpass bei der Stromversorgung droht, darf ein Streckbetrieb von Isar 2 kein Tabu sein“, sagte Bürgermeisterin Katrin Habenschaden. OB Reiter stellte klar, dass ein Einsatz neuer Brennelemente nicht in Betracht komme.
Auch Ludwig Hartmann, Grünen-Fraktionschef im Landtag, verwies gegenüber unserer Zeitung auf den Stresstest, bei dem bundesweit alle Worst-Case-Szenarien durchgespielt werden: „Wenn der verschärfte Stresstest ergeben sollte, dass einzelne AKW im Extremfall zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung und Netzstabilität notwendig sind, müssen wir je nach Anlage entsprechend reagieren.“
Bayern müsse beim Test besonders berücksichtigt werden. „Die Staatsregierung hat uns vollkommen abhängig gemacht von russischem Gas, sie hat den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie verschlafen und den so wichtigen Netzausbau boykottiert“, so der Grüne. Deshalb müsse man „eine Hochrisikotechnologie vielleicht für einige Wochen zur Überbrückung am Netz lassen“. ska/mik